Erstveröffentlicht in der DOZ 03I23
„Jedes Kind zählt, und jede Dioptrie.“ Diese Aussage von Dr. Katharina Breher, Wissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt Physiologische Optik am Zeiss Vision Science Lab an der Universität Tübingen, bringt das auf den Punkt, was zahlreiche Brillenglashersteller in ihrer Intention für die Entwicklung spezieller Myopie-Brillengläser eint. Nachdem Hoya bereits im April 2021 mit dem Miyosmart-Glas den Anfang machte (siehe u. a. DOZ 05/19, 05/21 und 03/22), Visall mit seinem Myoslow nachzog (auch wenn von vielen berechtigterweise die fehlende wissenschaftliche Datenbasis bzw. fehlende klinische Studien angemerkt werden) und Essilor im vergangenen Jahr mit Stellest ebenfalls den Kampf gegen das fortschreitende Längenwachstum der Augen im Kindesalter aufgenommen hat (siehe DOZ 03/22), warteten viele bereits darauf, wie denn nun die Antwort von Rodenstock und Zeiss aussehen würde. Ende Januar (Rodenstock) und Mitte Februar (Zeiss) lüfteten beide Glashersteller im Rahmen einer Online-Veranstaltung nun den Vorhang und präsentierten ihre Lösungen.
Was beide Formate einte, war zunächst ein genereller Überblick zu Daten und Fakten rund um die Myopie. Die Vorhersage, dass bis 2050 die Myopie eine prognostizierte Prävalenz von 50 Prozent für die Weltbevölkerung haben wird und damit zu einer globalen Herausforderung werden dürfte, verdeutlichten beide Formate – mit der Ergänzung, dass hier regionale Unterschiede zu beachten seien. Während in Südostasien bereits jetzt mehr als 90 Prozent der städtischen Jugend betroffen sind, liegen die Fallzahlen in Europa deutlich niedriger. Dass die Genetik einen nicht unwesentlichen Anteil am Auftreten einer Myopie hat, macht eine weitere Studie deutlich. So steigt das Myopie-Risiko bei Kindern von bis zu 15 Prozent (beide Eltern ohne Myopie), über 40 Prozent (ein Elternteil myop) auf bis zu 60 Prozent, sofern beide Eltern eine Myopie aufweisen.