Fokus: Nachhaltigkeit

Start-Up 5Loops: eine feminine Vision

Als die Strände sauber waren! Kindheitserinnerungen an die peruanische Pazifikküste verbinden die Zwillinge Caroline und Andrea Vega noch heute mit einer intakten Natur. Auf der Opti 2023 stellten sie erstmals ihr Startup 5Loops vor. Dessen Marken-, Unternehmens- und Produktphilosophie richtet ihren Fokus ganz auf Nachhaltigkeit. Nicht zuletzt aus sehr persönlichen Gründen.
5Loops Kampagnenbild

Der Markenname 5Loops leitet sich von den fünf Naturelementen Land, Meer, Luft, Flora und Fauna her.

© 5Loops

Erstveröffentlicht in der DOZ 05I23

Ihre Mutter ist Deutsche, der Vater Peruaner. Geboren wurden Caroline und Andrea Vega allerdings im bayerischen Freising vor den Toren Münchens. Im zarten Kindesalter zogen sie mit der Familie ins ferne Lima. In der Hauptstadt des südamerikanischen Andenstaats unterrichtete ihre Mutter an einer deutschen Schule. Die Erde als globales Haus: In jedem Fall nahm das kosmopolitische Gen Einfluss auf das Leben der Zwillingsschwestern. So studierte Andrea zunächst in Mexiko Medizin, spezialisierte sich später in München auf die Augenheilkunde. Caroline Vega wiederum arbeitet seit ihrem Studium im Bereich „International Business Administration“ in unterschiedlichsten Tätigkeitsfeldern, vom Eventmanagement über Marketing und Kommunikation bis hin zum Business Development und Vertrieb. Zwei Quereinsteigerinnen in der Eyewear, die noch viel vorhaben – auch in ihrer Heimat Peru.

5Loops Gründerinnen

Zwillingsschwestern mit einer gemeinsamen Vision: Caroline (links) und Andrea Vega engagieren sich für eine nachhaltige Zukunft, auch bei der Herstellung von Brillen und möglichst mit Partnerunternehmen, die ihre Werte teilen.

© 5Loops

Caroline Vega, wie sind Sie beide zur Brille gekommen?
Caroline Vega: Nach einem beruflichen Wechsel ihres Ehemanns siedelte Andrea mit der Familie nach Shanghai um. Dort ist sie seit über einem Jahrzehnt als Augenärztin tätig. Nach einem zusätzlichen MBAStudiengang in International Health Management beschloss sie, sich selbständig zu machen. Ich selbst komme aus dem Marketing, so ergänzen sich unsere Kompetenzen optimal. Von der Idee bis zur Gründung dauerte es noch, unser Brand gibt es erst seit 2021.

Sind Sie direkt mit einem klaren Konzept zur Marke und zum Produkt gestartet?
Obwohl ich in München lebe und Andrea in Shanghai, kommt unsere Familie regelmäßig in Südostasien zusammen, wir Zwillingsschwestern sind eng verbunden. Während eines Familientreffens in Vietnam besuchten wir mit unseren Kindern einen wunderschönen Strand. Leider mussten wir ihn fluchtartig verlassen, Meer und Strand waren mit Plastikmüll verschmutzt. Es war der entscheidende Anstoß für uns, über mehr Eigenverantwortung im Sinne von Nachhaltigkeit nachzudenken und einen eigenen Beitrag zu leisten. Für Andrea als Augenärztin lag es auf der Hand, dass eine Selbstständigkeit etwas mit ihrer beruflichen Expertise zu tun haben musste: Sie verschreibt ja täglich Brillen! Das ganzheitliche Konzept ist dann Schritt für Schritt entstanden.

5Loops Kampagnenbild

Jedem Gesicht seine 5Loops! Ob Damen-, Herrenbrillen oder Unisex, letztlich wählten Brillenträgerinnen und Brillenträger die Form und Farben, die zu ihnen passen, sind die Zwillingsschwestern überzeugt.

© 5Loops

Man erfindet sich ja aber nicht als Brillenbrand von heute auf morgen. Wie ging es weiter?
Es begann damit, dass Andrea ein Bio-Acetat aufgetan hatte, das nach strengsten internationalen Standards wie der Norm ISO 14855 für biologische Abbaubarkeit getestet und von renommierten Experten wie dem deutschen Fraunhofer-Institut aus Deutschland zertifiziert wird. Die Qualität überzeugte sie. Bei der Brillenherstellung entschieden wir uns für Spritzgusstechnik, auch hier war das Qualitätsargument ausschlaggebend. Wichtig ist uns, über das Produkt und dessen Entstehung hinauszudenken, zu wissen, was mit ihm geschieht, wenn der Lebenszyklus beendet ist. Wir sind überzeugt vom Konzept der Kreislaufwirtschaft, das die Umwelt schützt und ihre Ressourcen schont. Der Gedanke der Nachhaltigkeit und das Kreislaufwirtschaftsprinzip werden in Zukunft immer relevanter. Dazu sollte jedes einzelne Unternehmen seinen Teil beitragen.

Was besagt der Kern Ihrer Marken- und Produktphilosophie?
Die Markenphilosophie ist von fünf Naturelementen inspiriert, die jeweils einen Grundstein unseres Konzepts repräsentieren: „Land” steht für die Verwendungnatürlicher biobasierter Materialien; „Meer” für die Vermeidung von Abfall bei der Produktion; „Luft” für die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft, indem wir Kunden motivieren, unsere Brillen an uns zurückzuschicken, damit diese repariert oder im letzten Schritt kompostiert oder recycelt werden können. „Flora” steht für die Kooperation mit anderen Unternehmen, „Fauna” für unsere sozialen Hilfsprojekte. Dies sind die 5Loops der Markenphilosophie, die allen unseren Handlungen zugrunde liegen. Darüber hinaus sind wir eine junge, innovative Brillenmarke, die nicht allein auf Nachhaltigkeit und soziales Engagement bedacht ist, sondern auch auf ein zeitgemäßes Design – in drei Begriffe gefasst: nachhaltig, authentisch, stylisch.

5Loops

Modell Tortugas steht auch Teenagern gut.

© 5Loops

Wie schaffen Sie es, Ihre Ideen als Zwei-Frauen-Brand umzusetzen?
Bewusst steht unser Unternehmen auf zwei Standbeinen mit zwei Subunternehmen an verschiedenen Standorten. Andrea arbeitet in China, sie ist sowohl für die Beschaffung der Rohmaterialien als auch für die Produktion vor Ort sowie die Qualitätssicherung der Materialien und Brillenherstellung zuständig, die sie in Kooperation mit der Firma Logistics & Goods Testing Institute GmbH durchführt. Darüber hinaus kümmert sie sich um den asiatischen Markt. Ich hingegen habe mein Unternehmen in Deutschland und bin für Import, Marketing und den Vertrieb der Brillen in Europa zuständig. Besonders am Herzen liegt mir die Suche nach Kooperationspartnern und sozialen Projekten, die wir mit 5Loops unterstützen möchten.

Dass unser kleines „Schwestern-Team” sehr gut funktioniert, liegt an mehreren Faktoren: einerseits an der Distanz, die Kommunikation läuft sehr geplant, da wir sowohl Zeitzonen als auch familiäre und berufliche Verpflichtungen koordinieren müssen. Zudem sind die Zuständigkeiten klar getrennt, aber wir kennen uns sehr gut und wissen, wie wir bei unterschiedlichen Auffassungen zueinanderfinden. Alle strategischen Entscheidungen treffen wir gemeinsam, für deren Umsetzung mit dem jeweils eigenen Team ist dann jede in ihrem Bereich verantwortlich.

5Loops

Die aus drei Modellen in jeweils sieben verschiedenen Farben bestehende Sommerkollektion bietet sowohl Erwachsenen als auch Teenagern unterschiedliche Stil-Optionen bei Korrektionsfassungen und Sonnenbrillen.

© 5Loops

Wer entwickelt Formen und Farben?
Die Brillen werden von der Kreativagentur Thomas Trauth Design GmbH gestaltet, die auf Fassungsdesigns spezialisiert ist. Unsere Modelle wollen mit klassischen Formen in Kombination mit zeitgemäßen, leuchtenden Farben begeistern. Unsere Vorstellung ist es, die Kollektion um weitere Modelle mit demselben Designkonzept zu entwickeln, des Weiteren auch eine „exklusive“ Kollektion mit noch hochwertigeren Materialien in den Markt einzuführen, auch hier Schritt für Schritt.

Die Opti 2023 war Ihre erste Augenoptikmesse. Wie war die Resonanz?
Als Startup wollten wir mit der Opti und der Neonyt, eine der wichtigen nachhaltigen europäischen Modemessen, vor allem unterschiedliche Vertriebskanäle testen. Die Resonanz auf der Opti war noch verhalten, vermutlich weil Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft in der Augenoptik noch nicht zu den Topthemen gehören. Auf der Neonyt hingegen wurden unsere Brillen und das Konzept sehr gut angenommen. Beide Vertriebskanäle sind uns wichtig. Momentan sind wir mit einem namenhaften Distributeur im Gespräch und hoffen, bald für ein breites Spektrum an augenoptischen Fachgeschäften verfügbar zu sein.

Eine Herzensangelegenheit für Sie ist die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen und die Unterstützung sozialer Projekte in Peru…
Da unsere Wurzeln in Peru liegen, sind es lokale Projekte an verschiedenen Orten dort, bei denen wir Menschen, auch gerade junge Leute, mit Brillen versorgen, damit sie einer Tätigkeit nachgehen oder eine Ausbildung machen können. Partnerschaften sind unentbehrlich, denn nur gemeinsam ist eine Veränderung zu nachhaltigem Konsum und zu einer Kreislaufwirtschaft zu verwirklichen. Wir kooperieren bereits mit zwei in München ansässigen Fashionlabeln, Nina Rein und Frijda Juni. Aber natürlich wünschen wir uns auch Augenoptikerinnen und Augenoptiker, mit denen wir im Sinne der Nachhaltigkeit eine Partnerschaft eingehen können. Vielleicht lesen sie dieses DOZ-Interview und melden sich – es würde uns sehr freuen!

Das Gespräch führte Angela Mrositzki