Seit acht Generationen in Familienhand: Winter Optik feiert 250-Jähriges
Jennifer, Korbinian und Walter Winter (von links) bekommen von Vizepräsident der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz Richard Hettmann das Ehrenblatt überreicht.
Firmenjubiläen gibt es viele. Die einen feiern ihr 50-jähriges Bestehen, andere blicken auf eine Firmengeschichte von über 100 Jahren zurück. Im niederbayerischen Viechtach im Landkreis Regen feierte das Familienunternehmen Winter Optik ein Jubiläum der besonderen Art. Seit einem Vierteljahrhundert gibt es den Betrieb. Gegründet wurde er 1773 von Johann Friedrich Winter als Goldschmiede. Später kamen die Bereiche Uhrmacherei und Augenoptik hinzu.
Männer haben das Sagen im Betrieb
1986 gab Walter Winter die Sparten Schmuck und Uhren auf, um sich „ganz auf die Augenoptik zu konzentrieren“. Mit Korbinian Winter übernahm 2010 die achte Generation der Familie Winter das Unternehmen. Kleine Besonderheit: Seine Vorgänger waren allesamt Männer. „Die Winter-Frauen durften zunächst aus rechtlichen Gründen keinen Betrieb leiten oder hatten andere Interessen“, erklärt Winter im Gespräch mit der DOZ und betont gleichzeitig, dass er in der Familie nie den Druck verspürt habe, die Betriebsnachfolge antreten zu müssen. „Meine Eltern haben mir alle Freiheiten gelassen und immer betont, dass jeder unabhängig von der Familientradition den Beruf ausüben soll, der ihm Spaß macht.“ Der 37-Jährige hat dennoch bereits in jungen Jahren seine "Leidenschaft für die Augenoptik“ entdeckt und hat viel Freude daran, seine Kundinnen und Kunden rund um das gute Sehen zu beraten.
Seit 1773 gibt es das Fachgeschäft Winter in Viechtach. Mittlerweile ist der Betrieb in die Mönchshofstraße gezogen.
„Unser Laden ist einfach ein Teil des Ortes“
Für seine Kunden, aber auch für die Viechtacher selbst ist das Geschäft „eine Institution“ im Ort. „Unser Laden gehört einfach dazu“, sagt Winter. Nicht selten kämen Kundinnen und Kunden zu ihm und sagten: „Schon dein Opa hat mich beraten." Manche erinnern sich sogar noch an die Beratungsgespräche mit seinem Uropa. Für Winter sind das Momente, in denen ihm die lange Familientradition bewusst wird. „250 Jahre, das macht mich schon ein bisschen stolz." Noch heute sind vor allem Familienmitglieder in dem kleinen Geschäft in der Mönchshofstraße, das „klassische Augenoptik von der Kinderoptometrie bis zur Anpassung von Speziallinsen“ anbietet, tätig. Neben seiner Frau Jennifer arbeitet auch sein Vater Walter tageweise im Betrieb mit. „Er kümmert sich vor allem noch um die Bestandskunden“, lobt Winter die gute Zusammenarbeit mit seinem Vater. Die beiden Männer haben auch viele Gemeinsamkeiten. Unter anderem liegt ihnen die Nachwuchsarbeit am Herzen. „Mein Vater hatte immer einen Auszubildenden und auch ich bilde aus“, sagt Winter, der derzeit sogar zwei Auszubildende im Betrieb beschäftigt.
Bei Winter Optik ist man sich der Familientradition bewusst. Alte Bilder des Betriebes werden aufgehoben und der Wappenbrief der Familie hängt an prominenter Stelle im Laden.
Auszeichnung für den Betrieb
Wichtig ist dem 37-Jährigen auch, seinen Betrieb immer auf dem neuesten Stand zu halten und in Technik und Digitalisierung zu investieren. Gleichzeitig versucht er, die Familientraditionen zu bewahren. So erhielt bei Ladenrenovierung „eine alte Standuhr, die seit Generationen im Betrieb ist" und an die Uhrmachertradition der Winters erinnert, einen Ehrenplatz. Und auch der Wappenbrief der Familie sowie alte Meisterbriefe hängen nach wie vor an prominenter Stelle an einer Wand. Künftig wird dort auch das Ehrenblatt der Handwerkskammer, das Handwerksbetrieben bei ununterbrochener Ausübung eines Handwerks von mindestens 25 Jahren von der Handwerkskammer verliehen, hängen. Dass die Verleihung des Ehrenblatts für ein 250-jähriges Bestehen in der heutigen Zeit auch für die Handwerkskammer etwas Außergewöhnliches ist, machte der Vizepräsidenten der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz, Richard Hettmann, beim Festakt zum Firmenjubiläum mit zahlreichen Kunden Ende August klar. In seiner Ansprache betonte Hettmann, dass er noch nie in seiner bisherigen neunjährigen Amtszeit einen Handwerksbetrieb für sein 250-jähriges Bestehen habe ehren können, erinnert sich Winter und ist stolz auf die Auszeichnung und natürlich die lange Familientradition.