Keine Zeit für Urlaub?
Tipps für unabkömmliche Chefs: Viele Unternehmer beschäftigen sich auch in ihrer Freizeit mit beruflichen Fragen und verzichten manchmal aus betrieblichen Gründen ganz auf einen regelmäßigen Erholungsurlaub. Manche Chefs sind zudem auch am Urlaubsort telefonisch oder per E-Mail erreichbar und werden von Mitarbeitern bei Zweifelsfragen kontaktiert. Durch einige einfache Maßnahmen können Sie trotzdem dafür sorgen, dass der eigene Erholungseffekt in diesen Fällen nicht zu kurz kommt.
Die Urlaubszeit dient bekanntlich dazu, sich von beruflichen Belastungen zu erholen und für zukünftige Herausforderungen „aufzutanken“. Urlaub ist Erholungszeit von der Arbeit für die Arbeit. Der Verzicht auf Urlaub oder die Verwendung des Urlaubs für berufliche Aufgaben widerspricht daher dem eigentlichen Ziel der Urlaubszeit. Der Wegfall oder die Verkürzung der Erholungsphase schränkt den angestrebten Regenerationseffekt deutlich ein. Nur wer erkennt, wie wichtig regelmäßige Urlaubszeiten für die persönliche Leistungsfähigkeit sind, wird diese Zeiten auch konsequent einhalten.
Manche Unternehmer könnten durchaus weniger arbeiten und regelmäßig Urlaub machen, begeben sich aber oft freiwillig in ein berufliches „Hamsterrad“, weil sie meinen, unersetzlich zu sein und alles selbst entscheiden und regeln zu müssen. Diese Unternehmer können sich nur schwer mit der Vorstellung anfreunden, dass „der Laden auch ohne sie läuft“. Einige Chefs erklären sogar stolz, dass ohne sie „gar nichts geht“. Analysieren Sie doch einmal kritisch Ihren persönlichen Tagesablauf und überlegen Sie gezielt, welche Tätigkeiten Sie gewohnheitsmäßig selbst erledigen, die nach entsprechender Einarbeitung aber auch von einem Mitarbeiter übernommen werden könnten. Stellen Sie dabei alle Tätigkeiten auf den Prüfstand. Die verstärkte Delegation von Aufgaben ist in vielen Fällen das beste Mittel, neue Freiräume zu schaffen und zusätzliche Freizeitmöglichkeiten zu erschließen. Eine verstärkte Delegation setzt lediglich die Weiterqualifikation von Mitarbeitern und etwas Vertrauen in deren Fähigkeiten voraus. Zusätzlich können Sie bei dauerhaft hoher Arbeitsbelastung überlegen, ob mittelfristig die Aufnahme eines Partners in Ihr Unternehmen sinnvoll ist.
Arbeit im Urlaub vermeiden
Durch eine gute Urlaubsplanung können Sie in vielen Fällen erreichen, dass Sie sich am Urlaubsort nicht mit beruflichen Dingen beschäftigen müssen und auch nicht telefonisch kontaktiert werden. Klären Sie vor Urlaubsbeginn in einer Mitarbeiterbesprechung, welche Maßnahmen und Regelungen für die Urlaubszeit erforderlich sind und besprechen Sie Fragen der Mitarbeiter zu Ihrer Urlaubsabwesenheit. Delegieren Sie alle Aufgaben, die Sie vor Ihrem Urlaub nicht mehr erledigen können. Eine schriftliche To-do-Liste hilft Ihren Mitarbeitern, den Überblick über alle Aktivitäten zu behalten. Informieren Sie bei Bedarf wichtige Geschäftspartner vor Urlaubsbeginn über Ihre Abwesenheit. Auf diese Weise vermeiden Sie, das Anfragen dieser Personen an Ihren Urlaubsort weitergeleitet werden. Wenn Sie Ihre E-Mails im Urlaub nicht selber lesen möchten, aktivieren Sie in Ihrem E-Mail-Programm die automatische Antwortfunktion, die dem Absender mitteilt, bis wann Sie urlaubsbedingt nicht erreichbar sind. Teilen Sie auch mit, ob eingehende Mails bearbeitet oder an einen Vertreter weitergeleitet werden und an welchen Ansprechpartner sich der Absender der Mail während Ihres Urlaubs wenden kann.
Im Interesse des Erholungseffekts sollten Sie Kontakte zu Ihrem Unternehmen während des Urlaubs auf ein Minimum beschränken oder ganz vermeiden. Hinterlassen Sie Ihre Urlaubsadresse und regeln Sie, wie Sie in dringenden Notfällen am besten erreichbar sind (Telefon, Handy, SMS, WhatsApp, E-Mail). Definieren Sie dabei auch, was unter „dringend“ und was unter einem „Notfall“ zu verstehen ist. Falls Sie im Urlaub regelmäßig Kontakt zum Unternehmen halten müssen, vereinbaren Sie mit Ihren Mitarbeitern feste Zeiten für die Kommunikation. Wenn der Kontakt zum Beispiel immer zu einer bestimmten Zeit am frühen Vormittag erfolgt, brauchen Sie für den Rest des Tages nicht mehr an berufliche Themen zu denken.
Wenn ein „normaler“ Urlaub aus organisatorischen oder personellen Gründen überhaupt nicht möglich ist, können Sie zumindest ein Alternativprogramm erstellen, das für die erforderliche Regeneration sorgt. Schaffen Sie sich ein individuelles Programm für die Tage, an denen Sie normalerweise gerne Urlaub genommen hätten. Planen Sie für jeden Tag eine bestimmte Maßnahme, die Ihnen einen Erholungseffekt bringt. Legen Sie für diese Maßnahmen jeweils einen konkreten Termin fest, damit sie im Alltag nicht wieder in Vergessenheit geraten.
Auszeit, Massage oder Open-Air-Kino
Ein Programm für 14 Tage könnte zum Beispiel folgendermaßen aussehen:
- Tag 1: Sie gönnen sich ein ausgiebiges Frühstück zu Hause oder in einem Restaurant und frühstücken Sie so lange, wie Sie es sonst nur im Urlaub tun würden – auch wenn Sie dafür etwas später ins Unternehmen kommen.
- Tag 2: Sie nehmen sich im Laufe des Tages eine „Auszeit“, setzen Sie sich in ein Café und beobachten einfach nur die Passanten. So klinken Sie sich kurz aus dem Berufsalltag aus und haben ungestörte Zeit für sich selbst.
- Tag 3: Sie kaufen sich ein „Urlaubssouvenir“, das Sie an Ihren „Ersatzurlaub“ erinnert – genauso wie Sie es sonst in einem „normalen“ Urlaub tun würden.
- Tag 4: Sie unternehmen einen ausgiebigen Spaziergang im Stadtpark und genießen die Natur.
- Tag 5: Sie machen einen „Leseabend“ mit einem Buch, dass Sie schon immer einmal lesen wollten.
- Tag 6: Sie machen einen „Kinoabend“ mit einem Film, den Sie schon immer einmal sehen wollten oder Sie schauen sich einen aktuellen Film im Kino an.
- Tag 7: Sie besuchen das örtliche Schwimmbad oder gönnen sich eine Massage in einem Wellness-Center.
- Tag 8: Sie treffen sich mit Freunden, die Sie schon lange nicht mehr gesehen haben.
- Tag 9: Sie besuchen ein ausländisches Restaurant, in dem sie bisher noch nie waren und das Ihrem bevorzugten Urlaubsland entspricht. Sie genießen dort eine landestypische Spezialität.
- Tag 10: Sie besuchen einen regionalen Flohmarkt oder Wochenmarkt.
- Tag 11: Sie buchen eine Übernachtung in einem nahegelegenen Wellnesshotel.
- Tag 12: Sie machen einen Kneipenbummel oder Biergartenbummel durch Ihren Wohnort.
- Tag 13: Sie besuchen ein Open-Air-Kino und genießen unter Sternen auf einer Decke einen guten Film.
- Tag 14: Sie besuchen einen nahegelegenen Beach-Club oder City-Beach, den es in vielen größeren Städten gibt. Am künstlich angelegten Sandstrand und mit einem Cocktail kommt ganz bestimmt Urlaubsstimmung auf.
Wählen Sie aus diesen Vorschlägen diejenigen Maßnahmen aus, die zu Ihrer persönlichen Situation passen. Überlegen Sie auch, welche Freizeitaktivitäten Sie schon immer einmal ausprobieren wollten und bisher immer wieder verschoben haben. Zusätzlich können Sie sich bei der Tourismuszentrale Ihres Wohnorts über interessante Veranstaltungen und Ausflugsziele in Ihrer Nähe informieren und den regionalen Veranstaltungskalender mit einer Übersicht über sportliche, kulturelle und musikalische Veranstaltungen nutzen. Außerdem können Sie sich durch die umfangreichen Angebote der Eventportale im Internet weitere Anregungen holen.
Workoholic – nein danke!
Unternehmer, bei denen sich das gesamte Leben fast ausschließlich um die Arbeit. dreht, werden gerne als „Workaholics“ oder „Arbeitssüchtige“ bezeichnet. Diese Menschen haben ein hohes Bedürfnis nach Lob und Anerkennung und ziehen ihr Selbstwertgefühl überwiegend aus beruflichen Erfolgen. Außerdem spielt das persönliche Umfeld häufig eine wichtige Rolle. Wer private Probleme mit dem Partner oder der Familie hat oder wer alleine lebt, flüchtet sich gerne in die Arbeit, um sich hier die Erfolgs- und Glückserlebnisse zu verschaffen, die im Privatleben verwehrt blieben. Fragen Sie sich doch einmal: Wie sieht meine Freizeit und mein Familienleben aus? Stimmt die Balance zwischen Berufs- und Privatleben? Habe ich genügend Zeit, um private Freundschaften zu pflegen? Kann ich in der Freizeit gedanklich von der Arbeit abschalten oder bin ich bei Freizeitaktivitäten gedanklich oft bei der Arbeit und rufe auch außerhalb der Arbeitszeit häufig berufliche Nachrichten ab? Wenn Sie bei der Beantwortung dieser Fragen Defizite erkennen, können Sie mit den hier genannten Vorschlägen erste Gegenmaßnahmen ergreifen.
Autorin: Birgit Hallmann