Augenarztkette Artemis: Abrechnungsbetrug mit gezielter Schulung?
Das Online-Seminar beinhaltet Anweisungen, wie Ärzte die Gebühren für verschiedene Untersuchungen und Behandlungen steigern können, indem sie beispielsweise Operationen als besonders aufwändig darstellen oder spezielle Abrechnungsziffern nutzen.
Ein anonym bleibender Arzt, der bei Artemis beschäftigt ist, berichtet von fragwürdigen Hinweisen in den Schulungen, die darauf abzielen, Privatabrechnungen zu erhöhen. Der Medizinrechtler Andreas Spickhoff von der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München bezeichnet diese Schulung als eine „Fortbildung zur Gewinnmaximierung" und sieht darin einen Verstoß gegen die Berufsordnung sowie mögliche Anstiftung zu Straftaten. Die ehemalige Leiterin der Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Abrechnungsbetrug, Dorothea Röhl, äußert ähnliche Bedenken, weist jedoch darauf hin, dass es schwierig sein könnte, solche Straftaten nachzuweisen.
Auch wenn Sie es vielleicht als nicht so schwierig empfinden sollten, muss man da ein bisschen kreativ sein. Und weil man da nicht immer dran denkt, haben wir für die wesentlichen Standardsituationen Punkte aufgeschrieben, die man aufschreiben kann.
Kanzlei mit Untersuchung beauftragt
Geleitet wird das Webinar von Kaweh Schayan-Araghi, dem Mitgründer und Ärztlichen Direktor der Artemis Augenkliniken, sowie einer Abrechnungsexpertin aus seinem Unternehmen. Die Artemis-Gruppe hatte auf eine erste Anfrage des NDR die Vorwürfe entschieden zurückgewiesen und betont, dass sie sich jederzeit an geltende Gesetze und Abrechnungsbestimmungen halte. Nach der Veröffentlichung im Rahmen eines Beitrags in der ARD-Sendung Panorama kündigte die Artemis-Gruppe an, die Vorwürfe unverzüglich und vollständig aufklären zu wollen und eine Kanzlei mit der Untersuchung beauftragt zu haben. Sollten sich die Vorwürfe als zutreffend erweisen, werde Artemis erforderliche Konsequenzen ziehen. Die betroffene Führungskraft sei bereits mit sofortiger Wirkung von allen Aufgaben entbunden.
