Bildungsbericht 2020: Künftig weniger Bewerber mit Abitur?
Müssen sich Augenoptiker in Zukunft auf mehr Bewerbungen von Realschulabsolventen einstellen? Glaubt man den Ergebnissen des nationalen Bildungsberichts „Bildung in Deutschland 2020“, so lautet die Antwort: Ja. Denn wie das Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF) berichtet hat, stößt der langjährige Trend zu höheren Abschlüssen an seine Grenzen.
Nach Angaben des DIPF lag 2014 die Quote der Absolventen mit allgemeiner oder Fachhochschulreife in Deutschland bei 53 Prozent, vier Jahre später waren es laut den Ergebnissen des Bildungsberichts nur 50 Prozent. Zudem ging voriges Jahr aus dem Berufsbildungsbericht des Zentralverbands der Augenoptiker und Optometristen (ZVA) hervor, dass 2019 weniger als jeder dritte Bewerber (29,2% ) um eine Ausbildungsstelle das Abitur oder die fachgebundene Hochschulreife erreicht hat. Beobachtet man den Trend speziell in der Augenoptik, so wird nach Angaben des ZVA-Berichts deutlich, dass gut 50 Prozent der Bewerber einen Realschulabschluss haben, während nur 44 Prozent einen höheren Abschluss vorweisen können. So bestätigt die Entwicklung der letzten Jahre, dass sich der Trend zu höheren Abschlüssen in Deutschland wandelt und Augenoptiker – wie auch andere Berufsfelder – wahrscheinlich mit immer mehr Bewerbungen von Absolventen der mittleren Reife rechnen können.
Ausbildungsmarkt stärken
„Darüber hinaus benennt der Bericht zu Recht die aktuellen Passungsprobleme auf dem Ausbildungsstellenmarkt, die sich besonders im Krisenjahr 2020 bestätigen, da viele Formate der Berufsorientierung und des Kontakts zwischen Betrieben und jungen Menschen aufgrund der Kontaktbeschränkungen nicht durchgeführt werden konnten“, bewertet Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) die Ergebnisse des alle zwei Jahre durchgeführten Bildungsreports. „Alle Akteure auf dem Ausbildungsmarkt sind jetzt aufgerufen, sich um das Matching zwischen Ausbildungsbetrieben und Jugendlichen, die an einer Ausbildung interessiert sind, zu kümmern.“
Das Handwerk setze, so Wollseifer, auch weiterhin auf Fachkräftesicherung durch eigene Ausbildung. Wir müssen jetzt alles dafür tun, damit es nicht zu coronabedingten Verwerfungen am Ausbildungsmarkt kommt (…) Das Handwerk steht bereit, gemeinsam mit Bund und Ländern durch kluge Maßnahmen zu versuchen, die in den vergangenen Monaten entstandene Verunsicherung bei den Betrieben und Jugendlichen zu minimieren, das Matching zu fördern und so den Ausbildungsmarkt zu stabilisieren.“