Hauptversammlung

Fielmann will Eigenmarken stärken und Kosten senken

Auf der virtuellen Hauptversammlung der Fielmann AG stellte der Vorstandsvorsitzende Marc Fielmann eine Reihe von kurz- und mittelfristigen Maßnahmen vor, um die Profitabilität des Unternehmens wieder zu steigern.
Fielmann Logo

Logo von Fielmann an einem Geschäft

© Shutterstock / nitpicker

Nachdem Fielmann Anfang Juli seine Halbjahreszahlen präsentiert hatte und dabei mitteilte, dass die Vorsteuerrendite (EBT) lediglich dem pessimistischen Szenario der im Geschäftsbericht dargestellten Prognose entspricht, war der Aktienkurs des börsennotierten Unternehmens innerhalb von nur wenigen Tage um nahezu 20 Prozent abgerutscht und auf den schlechtesten Wert seit fast zehn Jahren gefallen. Entsprechend wurde mit Spannung erwartet, welche kurz- und mittelfristigen Maßnahmen das Unternehmen einleite würde, um die Profitabilität wieder zu steigern. Antworten auf die Frage lieferte nun die virtuelle Hauptversammlung der Fielmann AG. „Um unser starkes Umsatzwachstum zu halten und gleichzeitig die Ertragskraft deutlich zu steigern, haben wir eine Vielzahl von Maßnahmen erarbeitet“, leitete der Vorstandvorsitzende Marc Fielmann ein. Das Ziel: die aktuelle EBT-Marge (Vorsteuerrendite) von derzeit 10,5 Prozent wieder auf 16 Prozent bis 2025 zu steigern.

Punkt 1: Optimierung des Wareneinsatzes. Derzeit weist Fielmann ein Wareneinsatzquote von 22 Prozent auf – ein Übergangseffekt, wie Fielmann sagt, der das Unternehmen in diesem und im nächsten Jahr noch begleiten würde. Um die Rohertragsquote zu erhöhen wolle man eine Verbesserung der Einkaufskonditionen erzielen, die Sortimentssteuerung weiter zentralisieren, die Warenwirtschaft automatisieren sowie den Anteil der Eigenmarken steigern – insbesondere bei den übernommenen Geschäften von Optika Clarus (Slowenien) und Optica & Audiologia Universitaria (Spanien). Während man bei den Eigenmarken im Bereich der Korrektionsfassungen (von derzeit 78 auf 80 Prozent) und den Sonnenbrillen (57 auf 60 Prozent) bereits gut aufgestellt sei und daher nur einen kleinen Zuwachs anstrebe, zielen die Bestrebungen eher auf den Bereich Korrektionsgläser und Kontaktlinsen ab. Bei den Gläsern wollen man die Produktionsentwicklung und -kapazität ausweiten, nicht zuletzt durch neue Fertigungsstätten in Europa. „Die Planungen hierzu sind bereits weit fortgeschritten und werden voraussichtlich noch in diesem Jahr umgesetzt“, so Fielmann. Entsprechend halte man einen Anteil der Eigenmarke in diesem Bereich von derzeit 28 auf 35 Prozent bis 2025 für realistisch. Deutlich größeres Potenzial wird aber dem Bereich Kontaktlinse zugesprochen. „Geringe Margen im Vertrieb stehen unverhältnismäßig hohen Einkaufspreisen gegenüber“, so der Vorstandsvorsitzende. Aus diesem Grund hatte man im Mai vergangenen Jahres die eigene Kontaktlinsenlinie Atrea gelauncht. Bis 2025 will man hier von derzeit 5 Prozent auf 60 Prozent Eigenmarkenanteil wachsen. Insgesamt sehe man bei der Optimierung des Wareneinsatzes über alle Produktgruppen hinweg ein zusätzliches Ergebnispotenzial von 1 Prozent EBT-Marge oder 20 Millionen in 2025.
 

Produktmix, Produktivität und Kostensenkung

Punkt 2: Produktmix. Verstärkte digitale Unterstützung in der Beratung sollen die Produktvorteile zukünftig noch besser darstellen und erklären lassen können. Außerdem biete der demographische Wandel mit der älter werdenden Bevölkerung und dem steigenden Anteil an Gleitsichtbrillen weiteres Potenzial. Im Ergebnis soll die EBT-Marge hier um 1,5 Prozent steigen beziehungsweise um 40 Millionen in 2025.

Punkt 3: Verbesserung der Produktivität. Die weitere Automatisierung und Optimierung des Abgleichs der Kundenflüsse mit der Personaleinsatzplanung biete laut Fielmann ebenfalls erhebliche Potenziale. Eng verbunden ist damit der Rollout bestehender und weiterer Omnichannel-Services in den von Fielmann bespielten Märkten. Als Folge soll der Versandanteil weiter steigen, insbesondere bei Korrektionsbrillen gebe es geringere Transaktionskosten als im stationären Vertrieb. Grundlage dafür soll der Launch des selbst entwickelten Online-Sehtests sein, der derzeit aber noch auf sich warten lässt. „Das Thema Messtechnologie ist komplex und wenn man ganz ehrlich ist auch komplexer, als wir uns das ursprünglich vorgestellt haben“, erläutert Fielmann. Sollte die Markteinführung gelingen, rechnet Fielmann mit einem Ergebnispotenzial von ebenfalls 1,5 Prozent EBT-Marge (40 Millionen Euro) in 2025.

Punkt 4: Kostensenkungsmaßnahmen. Nach dem kräftigen Wachstum im Zuge der digitalen Transformation, habe man nun zahlreiche Funktionen und Bereiche identifiziert, in deren Kostenwachstum nicht im Verhältnis zum Ergebnisbeitrag stünden. Zu diesem Thema gehöre natürlich auch eine umfangreiche Analyse (und Optimierung) des Niederlassungsnetzes. Mit 2 Prozent EBT-Marge (50 Millionen Euro), sieht man in Hamburg hier sogar das größte Potenzial.

Einstellungsstopp in Firmenzentrale

„Wir sind zuversichtlich, mit den eingeleiteten Maßnahmen in 2025 wieder eine Vorsteuerrendite von 16 Prozent zu erzielen“, bekräftigt Marc Fielmann und nahm abschließend auch kurz zu den bereits jetzt eingeleiteten kurzfristigen Maßnahmen Stellung. Seit der ersten Juli-Woche gilt in der Hamburger Zentrale ein Einstellungsstopp. Stattdessen wollen man sich auf die Entwicklung der bestehenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fokussieren. Ausgeschlossen davon seien Neuanstellungen von Augenoptikerinnen und Hörakustikern, ebenso der Bereich Ausbildung. Der Vorstand der Fielmann-Gruppe hat außerdem eine vorübergehenden Kostenkontrolle eingeführt, um das gesamte Management mit Blick auf den Ergebnisbeitrag zu sensibilisieren. Zu guter Letzt sollen Beratungskosten eingespart werden.