Geballtes Fachwissen beim Jubiläumskongress der WVAO
Zufriedene Gesichter: Der Moderator Fritz Paßmann (Mitte) wollte sich die Gelegenheit nicht nehmen lassen, ein Foto mit den Professoren Hans-Jürgen Grein (l.) und Wolfgang Sickenberger nach ihrem Vortrag "Sehen im Alter" zu machen.
Das DOZ-Team in Mainz: v.l. Angelika Miller und Kyra Schiffke
Im Hotel Atrium kamen Augenoptiker, Optometristinnen, Studierende, Industrievertreter sowie weitere Fachleute der Branche zusammen und verbrachten gemeinsam mit der Wissenschaftlichen Vereinigung für Augenoptik und Optometrie (WVAO) zwei mit geballtem Fachwissen gefüllte Tage. Expertinnen und Experten referierten zu aktuellen Themen, gaben praxisnahe Tipps für den Betriebsalltag und sahen mit ihrem Input auch mal über den augenoptischen Tellerrand hinaus. Die Schwerpunktthemen der Workshops, die parallel zu den Fachvorträgen stattfanden, waren Myopie, Spaltlampembefunde, Optometrische Messung bei Lese-Schreibstörung und die Interpretation von Fundusbildern. Fritz Paßmann, Augenoptikermeister und Dozent bei der Handwerkskammer Dortmund, leite als Moderator durch die Kongresstage. In den Pausen konnten sich dich Anwesenden austauschen, mit der Industrieausstellung beschäftigen und sich eine begleitende Ausstellung zu optischen Phänomenen anschauen.
Praxisbeispiele, Studienergebnisse, Rück- und Ausblicke: die Kongressthemen
Vera Pfeifer, WVAO-Vorsitzende, eröffnete den Jubiläumskongress am Samstagmorgen und übergab anschließend an Dieter Kalder, der als Ehrenmitglied der Vereinigung auf die letzten 75 Jahre zurückblickte. Mit einer kleinen Verzögerung starteten am Mittag dann die fachlichen Vorträge. Den Anfang machte Andreas Tsounis mit seinem Vortrag „Kannst Du mehr als nur Gleitsicht“, der bereits in der März-Ausgabe der DOZ erschienen ist (hier geht's zum Online-Artikel). Neben selbstkritischen Gedanken zur klassischen Gleitsichtversorgung, stellte Tsounis Praxisbeispiele vor, zu denen der Optometrist auch die Teilnehmenden zu Wort kommen lies und nach deren fachliche Einschätzung erfragte. Im Nachgang beleuchtete Peter Bruckmann die Orthokeratologie aus drei verschiedenen Sichtweisen - die der Augenoptiker, Augenärztinnen und Kunden bzw. Verbraucherinnen - und deren gegenseitige Wechselwirkung. Demnach haben zum Beispiel Augenärzte ein Bewusstsein für die Aktualität von Ortho-K entwickelt, seien aber skeptisch gegenüber der Anwendung aufgrund der Infektionsrisiken. Das Interesse der Augenoptiker an Ortho-K sei laut Bruckmann (noch) verhalten. Für Kunden sei es vor allem ein komplexes Thema, das einer ausführlichen Beratung mit Fokus auf Langzeitwirkungen für das Kind beim Myopie-Management bedarf. Nach seinem Vortrag wurde Bruckmann von der Vorsitzenden Pfeifer mit einer Dankesrede und einer Ehrenurkunde für sein Engagement als Leiter des Ortho-K-Arbeitskreises überrascht. Im nachfolgenden Kurzvortrag stellte Petra Zapsky, Head of Professional Affairs bei CooperVision DACH, Myopie-Management mit der Einmalkontaktlinse MiSight 1 day vor.
Den dritten Block eröffnete Wolfgang Dusek und erläuterte seinen Blickwinkel auf optometrische Messungen bei Kindern mit Lese-Schreibstörung. Im nächsten Vortrag „Rotlichtanwendung im Myopie-Management“ führte Klaus Bochenek, Student der EAH Jena, in ein „brandaktuelles Thema“ ein, zu dem er unter anderem eine Pilotstudie zu Kurzzeitauswirkungen von direktem LED-Rotlicht vorstellte. Diese erarbeitete er im Rahmen seiner Masterthesis in Jena. Anschließend dockte Carolin Truckenbrod mit ihrem Vortrag „Kinderoptometrie und Myopie-Management“ thematisch an die Präsentation von Dudek an und erklärte anhand von praxisnahen Beispielen, wie Einsteiger Kinderoptometrie angehen können. Im letzten Block referierte Dr. Boris Stanzel zur trockenen und feuchten AMD und welche Präventionsmöglichkeiten es aktuell gibt - sowie zu zukünftigen Strategien. DOZ-Buchautor Wolfgang Sickenberger übernahm gemeinsam mit Hans-Jürgen Grein das Thema „Sehen im Alter“. In ihrem Doppelvortrag gingen die beiden Professoren auf verschiedene Krankheitsbilder ein, die vor allem im fortgeschrittenen Alter auftreten, wie z.B. Glaskörperschlieren oder Epirentinale Gliose. Zusammenfassend hieß es, dass wichtige Sehfunktionen, außer der Visus, im Alter nachlassen, während der Lichtbedarf erheblich steigt - ebenso wie die Blendungsgefahr. Sie stellten zudem vor, welche Hinweise auf altersbedingte Erkrankungen sich bei der Refraktionsbestimmung ableiten lassen. Im letzten Vortrag des Tages wurden Auffälligkeiten beim Screening besprochen.
Auch die Vorträge am Kongresssonntag waren breitgefächert: Von zukunftsorientierten Themen wie „Wie VR und KI die Brillenentwicklung verändern“ über die Zusammenarbeit von Augenoptikern und Augenärzten zu Keratokonusbehandlungen oder Kataraktchirurgie deckten die Referierenden viele Themenfelder ab.