Neue Tönung für Migränepatienten
Natürliches und künstliches Licht können für Migränepatienten sehr unangenehm sein, sodass sie sich in abgedunkelte Räume zurückziehen.
Ein Forscherteam am John A. Moran Eye Center an der University of Utah in Salt Lake City, USA, angeführt von Brad Katz, bemerkte, dass viele Migränepatienten über eine Photophobie klagten, jedoch hauptsächlich in Innenräumen. Während Sonnenbrillen im Freien ausreichend Schutz boten, verursachten künstliche Lichtquellen wie Leuchtstoffröhren und LEDs erhebliche Beschwerden. Die Forscherin Kathleen Digre entdeckte in Zusammenarbeit mit dem Optikingenieur Robert McClane, dass spezielle getönte Brillengläser, die in Großbritannien entwickelt wurden, Abhilfe schaffen könnten. Diese Brillen, bekannt als FL-41, blockieren bestimmte Wellenlängen des Lichts und lindern dadurch die Beschwerden vieler Betroffener.
Während FL-41 vor allem blaugrünes Licht blockiert, führte die Entdeckung von intrinsisch lichtempfindlichen retinalen Ganglienzellen, die allerdings nichts mit dem Sehen zu tun haben, zu einer weiteren Verfeinerung der Technologie. Diese Zellen, die den circadianen Rhythmus regulieren und mit Schmerzzentren im Gehirn verbunden sind, reagieren empfindlich auf Lichtwellenlängen um 480 und 590 Nanometer. Die aus diesen Erkenntnissen neu entwickelte Brillentechnologie namens Avulux blockiert beide Wellenlängen, während sie gleichzeitig grünes Licht durchlässt, das von Migränepatienten als angenehmer empfunden wird. Die Entwicklung dieser Gläser sei eine technische Herausforderung, sagt Forschungsleiter Brad Katz. Anfangs wurden ultradünne Metalloxidschichten verwendet, um die gewünschte Lichtblockade zu erreichen, doch die hohen Kosten und Schwierigkeiten in der Produktion führten zu einem Wechsel zu organischen Farbstoffen. Avulux sei jedoch kein Heilmittel gegen Migräne, sondern laut den Forschern (nur) eine Erleichterung für etwa 80 Prozent der Migränepatienten, die unter Lichtempfindlichkeit leiden. Die Technologie biete diesen Patienten die Möglichkeit, ihre täglichen Aktivitäten wieder aufzunehmen, ohne von belastendem Licht beeinträchtigt zu werden, betont Katz.