Newcomer der Opti Boxen
Die diesjährigen Opti-Box-Award-Gewinner von Lars Brillen
Erstveröffentlichung in der DOZ 02/23.
Bei den diesjährigen Opti Boxen rückten Start-ups nach, die Raum schaffen für Innovationen – nicht Altes oder Bewährtes neu aufzulegen, sondern Brillen in ihrer Form und Funktion, insbesondere in puncto zeitgemäße Materialien und Produktionstechnologien, neu zu denken ist ihr Anspruch. „Innovation“, „Design und Funktion“ sowie „Nachhaltigkeit“ als zentrale Themen gehörten zu den Kriterien, nach denen die internationale Fachjury die innovativen Labels bewertete.
Mit dem „Opti Box Award 2023“ ausgezeichnet wurde das Schweizer Start-up Lars Brillen – Swiss made Fassungen aus Bern. Die Co-Founder Silvia Nadenbousch und Simon Krähenbühl orientieren sich am Designethos und den Thesen des Industriedesigners Dieter Rams, der das deutsche Produktdesign der Moderne maßgeblich geprägt hat. Seiner Devise „weniger, aber besseres Design” folgend, entwickeln sie ihre Fassungen: „Eine Front, zwei Bügel, vier Stifte. That’s it.“ Ihr Brillenkonzept sei einfach, klar und verständlich. „Mit unserem schraubenlosen Scharnier und der ergonomischen Nasenpartie revolutionieren wir den Tragekomfort. Die patentierte Click-in-Technologie verbindet die Front mit den Bügeln.” Jede Brillenfassung entsteht zu einhundert Prozent in der Schweiz, designt wird in Bern, produziert im Appenzell in vier Produktionsschritten im 3D-Druck. Das spare Ressourcen und schone die Umwelt, erklären die Opti-Box-Award-Gewinner 2023, die aus Überzeugung auf regionale Wertschöpfung setzen.
Von links nach rechts: Poplar Shade, 5Loops, O-CCX Eyewear
Nachhaltigkeit oft mitgedacht
„Deine Brille ist wie Du!“ Das Brillendesign und die Persönlichkeit des Trägers müssen zusammenpassen, lautet der Ursprungsgedanke des Brands O-CCX Eyewear. Die Brillen der innovativen Osnabrücker sind Unikate nach Maß, sie sollen die Persönlichkeit ihres Trägers widerspiegeln, so wünscht es sich Peter Meyer, Augenoptikmeister und Gründer des Start-ups. „Jede Brille wird per 3D-Drucker nach der Vermessung per Hightech-3D-Scanner optimal angepasst und in einer unendlichen Vielfalt an Farben ökologisch aus natürlich nachwachsenden Materialien produziert.” Auch das italienische Label Poplar Shade hat ein Augenmerk auf Umweltschutz und soziales Engagement. Gründer Ian Devercelli denkt über die Eyewear hinaus: „Es ist ein 360-Grad-Projekt, das einen kleinen, aber wichtigen Beitrag in der Branche leistet.“ Alle Modelle werden in limitierten, handnummerierten Chargen und aus biologisch abbaubaren oder natürlichen Materialien wie Bioacetat, Bio-Nylon und Büffelhorn hergestellt, die ausschließlich von Lieferanten aus Norditalien stammen. Für jede produzierte Fassung wird in Guatemala ein Baum gepflanzt, der mit Hilfe eines Codes vom Kunden lokalisiert werden kann. Zudem werde ein Prozent des Werts jeder Brille an eine gemeinnützige Organisation gespendet, erläutert Devercelli seine Vision. Ein charakteristisches Feature des Labels Raydiant aus Köln ist das Brillenkonzept mit dem „entspannt spannenden“ Clip-System.
„Wir möchten Produkte kreieren, die morgen noch Wert haben“, erklärt CEO Carmelo di Termini. Das Design der federleichten, dennoch strapazierfähigen Fassungen – jeder Rahmen wiegt weniger als 20 Gramm – hat italienische Wurzeln, die Produktion in Maßanfertigung liegt in Deutschland. Hergestellt werden die Brillen im 3D-Druck, „so umweltfreundlich und nachhaltig wie möglich.” Für Caroline Vega und Andrea Sonntag-Vega, zwei deutsche Zwillingsschwestern, die in Peru aufwuchsen, ist umweltbewusstes Handeln etwas Selbstverständliches. Sie entschieden sich, ihr Fachwissen in der Augenmedizin und ihr Engagement für Nachhaltigkeit in einer eigenen Eyewear-Kollektion zu verbinden und gründeten „5Loops“, eine authentische Brillenmarke mit einem nachhaltigen und ganzheitlichen Ansatz. Den Lebenszyklus ihrer Brillen verstehen die Vegas im Sinne der Kreislaufwirtschaft – von der Produktion über den Konsum bis zur Entsorgung der Produkte. Die Brillen sind aus Bioacetat S70 hergestellt, ein Rohstoff, der erneuerbar, recycelbar, nachhaltig, biologisch abbaubar und biobasiert sei, wie sie betonen. „Diese Faktoren machen es zum idealen Material für unsere Brillen.”
Bei der patentierten 2-in-1-Brille von YQU lassen sich die Brillenbügel dank eines einzigartigen Scharniers um bis zu 360 Grad drehen. Für das Brillenscharnier wird ausschließlich hochwertiger Edelstahl verwendet. Ganz gleich ob Korrektionsfassung oder Sonnenbrille und je nach Anlass, Outfit oder Lust und Laune wechselt die Brille ihren Look! Die Erfinder der zweifarbigen Fassungen sitzen im schwäbischen Böblingen, produziert wird in Zusammenarbeit mit dem Partner Edelweyes in Österreich. Das Label Martin Schoeder steht für handgefertigte Acetatfassungen Made in Germany. Ein eigenes Augenoptikergeschäft in Leipzig erklärt sehr gut das Motto des Brand-Gründers: „Von Optikern für Optiker“. Es sei Liebe, die in der Kollektion stecke, ihm ginge es um Qualität und feinste Verarbeitung, exklusives Design und Nachhaltigkeit, sagt Schoeder. Nomen est Omen: In der sächsischen Großstadt ansässig ist auch das Brand Leipzig Eyewear. Die DNA des Brands: Innovation trifft auf Design, ursächsische Gemütlichkeit auf Moderne, Kultur auf Hipster. Bei Leipzig Eyewear denkt man in die Zukunft, will Nachhaltigkeit und innovatives Design optimieren. Alle Fassungen des jungen Labels bestehen aus Polyamid und Edelstahl. Designed und gefertigt wird in der eigenen Manufaktur, individuell, nachhaltig und lokal in Leipzig. Die zeitlosen Sonnenbrillen von James Ay kommen zwar aus Dänemark, das Material jedoch stammt aus Italien: Mazzucchelli M49 ist laut Hersteller ganz und gar pflanzenbasiert – ein Mix aus Cellulose-Acetat und natürlichem Weichmacher, zu hundert Prozent biologisch abbaubar. Das junge Label aus Europas Kulturstadt Aarhus versteht sich als Hommage an den Erfinder der Sonnenbrille James Ayschough, der im London des 18. Jahrhunderts zunächst für seine Mikroskope bekannt war und als erster Brillengläser blau und grün einfärbte.
Am Ende der Preisverleihung war die Stimmung unter allen Teilnehmern des Opti Box Awards prächtig, das Publikumsinteresse groß! Innovation, Design, Funktionalität und Nachhaltigkeit in der Augenoptik: Junge Brands und Start-ups sind die Lymphe für die Zukunft der Branche. Das stimmt zuversichtlich.
Autorin: Angela Mrositzki