Anpassung geht daneben

Stiftung Warentest prüft Fielmann, Apollo und Co.

Nach Sat.1 hat nun auch die Stiftung Warentest die sechs umsatzstärksten Filialisten Deutschlands verdeckt getestet und die Ergebnisse heute Morgen (31.08.) veröffentlicht. In der Gesamtauswertung lag Fielmann knapp vorne mit der Note "Befriedigend", gefolgt von Apollo, Brillen.de und Mister Spex. Eyes + More und Pro Optik wurden mit "Ausreichend" bewertet. Vor allem beim Thema Anpassung hatten die Tester einiges zu beanstanden.
Fielmann Filiale

Stiftung Warentest hat Fielmann & Co. einem Mystery (verdeckten) Test unterzogen.

© Fielmann

Nach dem Filialisten-Check von Sat.1 im Januar dieses Jahres hat nun die Verbraucherorganisation Stiftung Warentest nachgelegt und Fielmann, Apollo, Brillen.de, Mister Spex, Eyes + More und Pro Optik einem Mystery Test unterzogen. Von Februar bis April wurden sowohl der Service vor Ort als auch die Online-Angebote geprüft. Ausnahme ist Fielmann, wo nur das stationäre Angebot berücksichtigt werden konnte, weil zum Zeitpunkt des Tests noch keine Onlinebestellungen möglich waren.

Fünf geschulte Testkunden mit unterschiedlichen Sehschwächen und Anliegen ließen sich beraten und bestellten auf dieser Basis eine Brille, einige davon auf dem Online-Weg. In den Filialen durchliefen die Tester die normale Customer-Journey: Sehtest und anschließende Beratung zu Fassung und Gläsern. Online nutzten sie entsprechende Hilfen und Hinweise während der Bestellung. Pro Anbieter wurden eine Nahbrille, zwei Fern- und zwei Gleitsichtbrillen, davon eine Arbeitsplatzbrille geordert. Anschließend protokollierten die Tester ihre Besuche und drei Augenoptik-Sachverständige bewerteten die Qualität der ausgestellten Brillen. Kriterien waren unter anderem die Glasstärke, der Sitz der Fassung sowie die Zentrierung.

Brillenanpassung bei allen "Ausreichend"

Laut Stiftung Warentest sei das Ergebnis "ernüchternd", denn keiner der sechs Filialisten wurde im Gesamtergebnis mit "Gut" oder "Sehr gut" bewertet. Fielmann, gefolgt von Apollo, Brillen.de und Mister Spex schnitt mit der Note "Befriedigend" noch am besten ab, Eyes + More und Pro Optik bildeten mit der Bewertung "Ausreichend" das Schlusslicht.

Im Prüfungspunkt Fassungsanpassung erhielten alle sechs Ketten die Note „Ausreichend“. Einige Testpersonen berichteten den Gutachtern laut Stiftung Warentest, dass der Sitz ihrer Fassung nicht in allen Geschäften geprüft worden sei.

Refraktion bei drei von sechs "Gut"

In puncto Bestimmung der Fehlsichtigkeit kamen Fielmann, Apollo und Brillen.de auf die Note "Gut". Dass der letzte Sehtest nicht länger als zwei Jahre zurückliegen solle, darauf hätten alle Anbieter auf ihren Webseiten und während des Bestellprozesses hingewiesen - mit Ausnahme von Pro Optik.

Während man auf den Webseiten zahlreiche Tipps zur Wahl von Fassung und Gläsern habe finden können, hätten die Mitarbeitenden in den Filialen nach Angaben der Tester "zu wenig nach dem Zweck der Brille oder speziellen Wünschen" gefragt. Genauere Angaben macht Stiftung Warentest hierzu nicht.

Beratung & Kundenservice von 1,6 bis 3,4

Beim Thema fachliche Beratung und Information schnitt Mister Spex mit 1,6 (Gut) am besten ab, gefolgt von Apollo (2,4). Pro Optik (3,2), Fielmann (3,3), Brillen.de (3,3) und Eyes + More (3,4) schnitten mit "Befriedigend" ab. In Sachen Kundenservice lagen Fielmann (1,8), Mister Spex, Apollo (2,5) und Pro Optik (2,5) mit der Note "Gut" vorne, das Schusslicht mit "Befriedigend" bildeten Eyes + More (2,6) und Brillen.de (3,4).

Mister Spex kommt bei starker Kurzsichtigkeit an seine Grenzen

Vier von fünf Brillen wurden bei Mister Spex beauftragt, eine bei einem Partneroptiker gekauft.

Eine stark kurzsichtige Person testete den Online-Sehtest von Mister Spex. Nachdem sie aufgrund ihrer starken Fehlsichtigkeit keine Zeichen erkennen konnte, wurde sie online darauf hingewiesen, eine persönliche Augenuntersuchung im Geschäft durchführen zu lassen. Nach der Bestimmung der Sehwerte im Geschäft konnte im Anschluss mit diesen Werten die Bestellung über die Mister-Spex-Webseite geordert werden.

Bei einm Sehtest im Mister Spex-Store wurde einer Person mitgeteilt, dass die Brille aufgrund der hohen Dioptrienwerte nicht hergestellt werden könne. Der telefonische Kundenservice empfahl daraufhin Partneroptiker in Wohnortnähe der Testperson, einer davon realisierte "alle augenoptischen Dienstleistungen", die Fassungsauswahl war zuvor über die Website erfolgt, heißt es.

Ob es sich bei den beiden aufgeführten Testkäufen um ein und dieselbe Person handelt, wird aus dem Bericht nicht ersichtlich.

Eyes + More und Brillen.de im Test am günstigsten

Hinsichtlich der Preisgestaltung bot Eyes + More als einzige der Ketten Festpreise an, wie zum Beispiel 119 Euro für eine Einstärkenbrille und ist damit am günstigsten. Bei Brillen.de wurden "Deals" angeboten, die online gebucht und dann in Filialen oder bei Partneroptikern eingelöst werden konnten. Im Test wurde unter anderem ein 59-Euro-Deal für eine Gleitsichtbrille (Gläser und Fassung) angeboten. Die Testperson konnte damit im Laden zwischen zwei Fassungen wählen und "musste" die für sie im Test als wichtig erachtete Superentspiegelung dazukaufen. Am Ende zahlte sie etwa 250 Euro für ihre Gleitsichtbrille - also viermal mehr als aufgrund des Deals erwartet. Im Vergleich zu den Preisen der anderen Unternehmen lag der Preis dennoch am günstigsten. „Für mich war der Deal ein reines Lockangebot", lautete das Fazit der Testperson.

Der vollständige Testbericht mit den Einzelbewertungen der Gutachter kann online abgerufen werden (Bezahlschranke).