Terminenge von Opti und Mido: Nur ein Sturm im Wasserglas?
Erstveröffentlichung in der DOZ 07|2024.
Es gibt Tatsachen, die man nicht ändern kann und bei denen es bei Problemen einer Lösung bedarf. Das haben Sie in Ihrem beruflichen Alltag sicherlich schon mehrfach erfahren müssen. Der Kunde, der mit seiner Gleitsichtbrille zum dritten Mal im Laden steht, weil er mit den neuen Gläsern nicht zurechtkommt. Die Refraktion, bei der die Kundin keine klaren Aussagen trifft und man sich gefühlt ständig im Kreis dreht. Tatsachen, Probleme und damit verbundene (kreative) Lösungsansätze kennt man auch auf Seiten der Opti-Verantwortlichen bei der Gesellschaft für Handwerksmessen (GHM). Zahlreiche solcher Situationen kommen an jedem Messewochenende vor, oft unvorhergesehen. Weniger unvorhergesehen, aber dennoch als großes Problem definiert, wurde die enge Terminfolge von Opti und Mido im kommenden Jahr. Aufgrund der Weltleitmesse für Architektur, Materialien und Systeme „Bau“, die alle zwei Jahre am zweiten Januarwochenende in den Hallen der Messe München stattfindet, muss die Opti 2025 auf das letzte Januar-Wochenende ausweichen.
Keine neue Erkenntnis und spätestens seit der Abkehr von den Umzugsplänen nach Stuttgart in den ungeraden Jahren (auch aufgrund der deutlichen Kritik von Seiten der Aussteller) ein unausweichlicher Tatbestand. Und da die Mido peu à peu weiter nach vorne gerückt ist, von Mai (bis 2008), über März (bis 2014) und Ende Februar (bis 2019) auf Anfang Februar (erstmals 2024), prognostizierten einige Aussteller, die auf beiden Messen vertreten sein wollen, eine nicht von der Hand zu weisende zeitliche und logistische Herausforderung. „Vielleicht finden sich aber noch kreative Lösungen, um den Ausstellern zumindest die Möglichkeit zu geben, auf beiden Messen vertreten zu sein. Vielleicht kann man spezielle Pakete schnüren, mit Ausstellungsflächen, die von der Opti bereitgestellt und von den Firmen bespielt werden“, sagte Mido-Präsident Giovanni Vitaloni bereits im DOZ-Interview in der Januar-Ausgabe – und zielte dabei insbesondere auf italienische Fassungshersteller ab.
Der Wunsch nach echter Kooperation ist anscheinend nur einseitig
Gleich mehrfach hatten sich genau aus diesem Grund die Verantwortlichen beider Messen ausgetauscht. „Unser Ziel war es, in Kooperation mit der Messe Mailand nach gemeinsamen Lösungen zu suchen und diese zu finden“, sagt Opti-Messeleiterin Cathleen Kabashi. Gar ein gemeinsamer Termin von Mido, Opti und allen betroffenen Firmen wurde seitens der GHM vorgeschlagen, in Italien aber fand ein kollektiver Schulterschluss bei dem Thema keinen Anklang. Vielleicht aber auch, weil viele Firmen selbst schon kreative Lösungsansätze gefunden haben. Zumindest liegt diese Vermutung nahe, angesichts der doch eher dürftigen Teilnehmerzahl an einer virtuellen Info-Runde, die die Opti Anfang Juni durchgeführt hat. Oder aber es war im Vorfeld mehr Sturm im Wasserglas statt wirklicher Sorge? Wie dem auch sei, den wenigen teilnehmenden Firmen präsentierte Kabashi zusammen mit ihrem Team sowie zwei Vertreterinnen der Messe München Hilfestellungen und Lösungsansätze. „Wir können an zwei Punkten ansetzen“, sagt Kabashi. „Zum einen den logistischen Ablauf so effizient wie möglich zu gestalten und zum anderen eine Unterstützung beim Standbau zu bieten.“
Opti-Leiterin Cathleen Kabashi will den logistischen Ablauf nach Messeschluss straffen und so den Abbau für die Firmen schneller möglich machen und effizienter gestalten.
Bei der Logistik käme es bereits auf so banale Dinge wie den Verkehrsleitfaden an, hier würde das Servicepersonal der Messe München kurz vor der Opti noch mal extra geschult. Ein deutlich größerer Hebel aber sei die Möglichkeit, das Leergut in direkter Nachbarschaft, sprich in Halle C5 einzulagern. Voraussetzung dafür sei allerdings die Beauftragung eines der beiden Vertragsspediteure der Messe München (Kühne + Nagel oder DB Schenker). „Ein eigenständiges Einlagern ist leider nicht möglich“, betont Kabashi. Um den zügigen Standabbau zusätzlich zu unterstützen, sollen die Besucher mit Messe-Ende deutlicher als bislang (aber dennoch persönlich und charmant, wie Kabashi versichert) aufgefordert werden, die Hallen zu verlassen. Im Anschluss können die Gang-Teppiche mit aufgestocktem Personal umgehend entfernt und das Leergut angeliefert werden. „Unser Ziel ist es, diesen ganzen Ablauf auf unter eine Stunde zu straffen, und damit den betroffenen Firmen die Möglichkeit zu geben, bereits in der Nacht mit den ersten Transportern nach Italien aufzubrechen.“
Modulares Showroom-Konzept bis 500 Quadratmeter
Noch deutlich schneller ginge es für die Firmen, die sich für das modulare Showroom-Konzept entscheiden, das die GHM in Kooperation mit Messebauern erstellt hat. „Stand, Technik, Aufbau, Abbau – wir glauben, hier an alles gedacht zu haben“, sagt Messe-Managerin Lidia Ricco, die sich insbesondere um die Fassungshersteller in den Hallen C1 bis C4 kümmert. Von 50 bis 500 Quadratmeter seien die Fläche individuell anpassbar. Ebenso gebe es zusätzliche Module, wie beispielsweise einen Empfangstresen, Sitzecken, Monitore oder einen integrierten Besprechungsraum, die je nach Bedarf zugebucht werden können. Um trotz ähnlichem Grundgerüst die Individualität der einzelnen Firmen zu betonen, hat man besonderen Wert auf zahlreiche Flächen gelegt, die mit dem eigenen Logo, Schriftzügen oder Motiven bespielt werden können. „Wir werden ein attraktives Grundpaket schnüren mit zubuchbaren Optionen. Gerade sind wir allerdings noch dabei die Preise zu definieren“, sagt Ricco und verweist dabei auf das Aussteller-Portal, in dem diese in Kürze zu finden sein werden, sowie auf die regelmäßigen Aussteller-Mailings. Der Vorteil für die Aussteller: Diese reisen maximal noch für die Deko oder die Präsentation der eigenen Ware einen Tag vor Messestart an und können nahezu mit Messeschluss bereits wieder die Heimreise antreten. Inwieweit das Angebot letztlich preislich so attraktiv ist, dass es die logistische Herausforderung aussticht, bleibt abzuwarten. Und auch, wie viele Firmen das Angebot der Opti annehmen werden. Die Hausaufgaben aber hat man in München gemacht.
Mit einem modularen Showroom-Konzept (Musterbild) will die Opti Standflächen von 50 bis 500 Quadratmeter anbieten – und hat dabei Wert auf zahlreiche individuell gestaltbare Flächen gelegt.
Ohnehin geht die Opti mit deutlichem Rückenwind in die zweite Jahreshälfte und damit so langsam auch in die heiße Phase der Anmeldungen. „Wir werden auch in 2025 wieder vier Hallen bespielen und haben bereits zum jetzigen Zeitpunkt gute Buchungszahlen“, betont Kabashi. Von einem zögerlichen Anmeldestand könne keine Rede sein. Überdies arbeite man weiter an den inhaltlichen Feinheiten der kommenden Messe. Die Kontaktlinse fand sich schon in diesem Januar mit einer gemeinsamen Sonderfläche wieder (damals mit der von zahlreichen Besucherinnen und Besuchern genutzten Möglichkeit, ein Iris-Foto machen zu lassen). Diesen Ball nimmt man nun auf und entwickelt im Rahmen eines Workshops gemeinsam mit der Kontaktlinsen-Industrie Ideen für 2025. Der Roundtable aus dem vergangenen Jahr, den die GHM in Kooperation mit der DOZ in Frankfurt durchgeführt hat, wird ebenfalls eine Fortsetzung finden. Nach dem letztjährigen großen Aufschlag wird es diesmal im GHM-Headquarter in München darum gehen, das Profil der deutschen Branchenmesse weiter zu schärfen und den Dialog mit dem Markt fortzuführen sowie die Wünsche, Vorstellungen und Anforderungen aus dem Markt in die 2025er-Ausgabe einfließen zu lassen.