ZVA Branchenergebnis: Konzentrationsprozess wird sich fortsetzen
Für Menschen mit starken Seheinschränkungen sind vergrößernde Sehhilfen oftmals die einzige Lösung.
Erstveröffentlicht in der DOZ 02I24
Die Branchenstrukturerhebung kann als repräsentativ für die Augenoptikbranche ohne Großfilialisten angesehen werden. Vor diesem Hintergrund sind die folgenden Ausführungen zu den regionalen Unterschieden bei der Betriebsgröße zu verstehen. Für die Auswertung der Betriebsgrößenklassen nach Regionen wurden die sogenannten Nielsen-Gebiete herangezogen. Es handelt sich hier um nach wirtschaftlichen Kriterien festgelegte Regionen Deutschlands, die teilweise mehrere Bundesländer umfassen und ursprünglich von der Firma Nielsen zu Marktforschungszwecken festgelegt wurden. Im Jahr 2008 wurden die Nielsengebiete 5 und 6 zusammengelegt.
Eine Betrachtung der Betriebsgrößenklassen auf dieser Grundlage (siehe Grafik 1) zeigt, dass es innerhalb Deutschlands deutliche Unterschiede hinsichtlich der Umsatzgrößenverteilung der Betriebe gibt. Insbesondere in den Gebieten Nielsen 5 + 6 und 7 gibt es überproportional viele kleinere Betriebe. Der Anteil der Betriebe mit einem Netto-Jahresumsatz bis 250.000 Euro von 40 Prozent (Nielsen 5 + 6) und 54 Prozent (Nielsen 7) liegt deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt von 28 Prozent. Umgekehrt liegt der Anteil der Betriebsstätten mit einem Jahresumsatz von 500.000 Euro netto und mehr in den Nielsengebieten 3b und 4 deutlich über dem Gesamtdurchschnitt.
Marktveränderungen vor allem ab dem Jahr 2014
Bereits seit über 30 Jahren führt der ZVA Branchenstrukturerhebungen durch. Daher lassen sich Betrachtungen und Vergleiche über einen langen Zeitraum anstellen. Die Frage nach der Umsatzgröße pro Betriebsstätte wurde über diesen Zeitraum in identischer Art und Weise gestellt, sodass sich die Veränderungen in den Umsatzkategorien über diesen langen Zeitraum darstellen lassen (siehe Grafik 2). Die Ergebnisse zeigen, dass sich in den Jahren 1992 bis 2010 nur wenig geändert hat. Die Anteile der Betriebsstätten in den Größenklassen blieben weitgehend identisch. Im Jahr 2010 lag ein Fünftel der Betriebsstätten in der Umsatzkategorie „bis 125.000 Euro Umsatz pro Jahr (netto)“, knapp ein Drittel in der Kategorie „bis 250.000 Euro“. Mit einem Anteil von 37 Prozent lag der größte Anteil im Umsatzbereich 250.001 bis 500.000 Euro. Lediglich zwölf Prozent der Betriebsstätten machten mehr als 500.000 Euro Jahresumsatz (netto).
Seit dem Jahr 2014 gibt es deutliche Verschiebungen. Die kleinen Betriebsstätten gehen zurück, während die größeren Einheiten zunehmen. Erzielten im Jahr 2010 noch über die Hälfte der Betriebe (51 Prozent) einen Jahresumsatz bis 250.000 Euro, liegt dieser Anteil im Jahr 2022 nur noch bei 28 Prozent. Umgekehrt lag der Anteil der Betriebsstätten mit einem Jahresumsatz über 500.000 Euro im Jahr 2010 noch bei zwölf Prozent, während er im Jahr 2022 bei 32 Prozent liegt. Diese Veränderungen sind nicht mehr allein durch die Preissteigerungs- bzw. Inflationsrate zu erklären. Der durchschnittliche Nettoumsatz einer Betriebsstätte liegt im Jahr 2022 bei 473.875 Euro und damit um 19 Prozent über dem Wert von 2018. Seit 2014 ist der durchschnittliche Nettoumsatz pro Betriebsstätte um 41 Prozent gestiegen, während die Preissteigerungsrate in diesem Zeitraum bei 17 Prozent lag. Dies zeigt die deutlichen Verschiebungen in Richtung größerer Betriebsstätten, die über den Effekt der Preissteigerungsrate hinausgehen.
Vor dem Hintergrund des hohen Durchschnittsalters der Betriebsinhabenden stehen auch weiterhin viele Betriebsübergaben an: In den kommenden ein bis zwei Jahren möchten 15 Prozent der Inhabenden ihren Betrieb oder einzelne Betriebsstätten übergeben, das heißt verkaufen und falls kein Verkauf möglich ist, schließen. 16 Prozent dieser Inhaberinnen und Inhaber rechnen jetzt schon damit, dass ein Verkauf unmöglich sein wird und sie ihren Betrieb daher schließen müssen. Dabei handelt es sich in erster Linie um kleinere Einheiten mit weniger als 250.000 Euro Umsatz pro Jahr. Diese Betriebe werden also vom Markt verschwinden, übrig bleiben die größeren Betriebe, die entweder selbstständig weitergeführt oder von kleineren oder größeren Ketten aufgekauft werden. Das bedeutet, dass sich der Markt weiterhin verändern und der Konzentrationsprozess sich aller Wahrscheinlichkeit nach weiter fortsetzen wird.
Autorin: Sigrun Schmitz
ist Diplom-Betriebswirtin und arbeitet beim Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen (ZVA) als Abteilungsleiterin Betriebswirtschaft und Krankenkassen.