Aktionärsaktivisten

Mister Spex und der Angriff von außen

Wie die Welt am Sonntag berichtet, hat sich eine Gruppe von sogenannten Aktionärsaktivisten in Stellung gebracht, um einen Kurswechsel bei Mister Spex zu erzwingen. Unter anderem wird der Austausch von drei Mitgliedern im Aufsichtsrat gefordert. Auch die Boni der Mister-Spex-Vorstände sollen auf den Prüfstand gestellt werden.
Mister Spex Köln

Aktionärsaktivisten fordern einen Strategiewechsel, neue Aufsichtsräte und geringere Boni für die Vorstände bei Mister Spex.

© Mister Spex

Welche Macht Aktionäre haben, hat nicht zuletzt einer der größten Hersteller von Verbrauchsgütern Unilever erfahren müssen. Aktionärsaktivisten hatten einen Chef-Wechsel und eine neue Strategie, die auch die Abspaltung der Eissparte Langnese umfasst, erzwungen. Ihre Hoffnung: Den Börsenkurs heben und somit mittelfristig Profit zu schlagen.

Auch wenn der Unternehmenswert von Mister Spex weitaus geringer ist und derzeit mit etwa 100 Millionen Euro bewertet wird, haben sich nach einem Bericht der Welt am Sonntag auch hier Aktionärsaktivisten mit rund 25 Prozent der Aktien eingedeckt und wagen sich kurz vor der Hauptversammlung am 7. Juni aus der Deckung. Ihre Forderung: Strategiewechsel, neue Aufsichtsräte und geringere Boni für die Vorstände. „Herr Graber [Anmerkung der Redaktion: Dirk Graber ist CEO bei Mister Spex] befindet sich in seiner eigenen Blase, ist fernab der operativen Wirklichkeit. Der Karren steckt im Dreck, es bedarf einer Grundreinigung und -reparatur, angeführt von klugen Köpfen mit klaren Zielen und dem Mut, Fehler einzugestehen und die Strategie schnell zu ändern“, sagt der Anführer der Aktivisten, Sascha Magsamen, der Welt am Sonntag. Magsamen ist mit seinem Unternehmen Private Values Media an mehreren Firmen beteiligt und prognostiziert, dass ohne gravierende Änderungen die Mitarbeitenden ihren Arbeitgeber verlieren würden und das Unternehmen in die Zahlungsunfähigkeit schliddern würde. „Es ist höchste Zeit gegenzusteuern“, fordert Magsamen. 

Der Karren steckt im Dreck, es bedarf einer Grundreinigung und -reparatur, angeführt von klugen Köpfen mit klaren Zielen und dem Mut, Fehler einzugestehen und die Strategie schnell zu ändern.

Sascha Magsamen, Aktionärsaktivist

Investoren fordern deutliche Kurskorrekturen

Zu den Aktivisten gehört auch die Vermögensverwaltung Paladin des „Höhle des Löwen“-Investors Carsten Maschmeyer. Paladin-Chef Matthias Kurzrock äußerte sich indes gemäßigter, spricht von konstruktivem Einbringen als Aktionär. Die Optikerkette sei grundsätzlich gut positioniert, es brauche aber Korrekturen auf dem Weg zu positiven Cash-Flows. Weitere Mitstreiter seien der Schweizer Fondsmanager Quero Capital und die Düsseldorfer The Platform Group des Unternehmers Dominik Benner, die Webshops wie Schuhe24 betreibt. Laut Welt am Sonntag wünsche sich Benner eine Annäherung an sein eigenes Geschäftsmodell und sei nach Gesprächen mit Vorstand und Aufsichtsrat frustriert. „Wir glauben, dass Mister Spex sich als Plattform sehr positiv entwickeln könnte. Es ist jedoch keine Plattformstrategie gewünscht“, sagt er.

Benner und Magsamen wollen selbst in den Aufsichtsrat einziehen und mit ihren Anträgen den Druck in der Hauptversammlung erhöhen. Zwar könnte man mit den eigenen rund 25 Prozent sowie dem weiteren knappen Viertel an Aktien, das bei Kleinaktionären liegt, eine theoretische Mehrheit erreichen, jedoch scheint dies eher unwahrscheinlich. Mister Spex habe die Anträge zur Kenntnis genommen, zeigte sich aber gegenüber der Welt am Sonntag unbeeindruckt. „Wie andere Unternehmen auch stehen wir mit einigen unserer Aktionäre kontinuierlich im Austausch, um etwa Strategien oder Einschätzungen zu erläutern“, sagte ein Unternehmenssprecher.

„Wir haben zusammen mit dem Vorstand einen Plan, das zu ändern“

Nichtsdestotrotz bietet Mister Spex Angriffspotenzial. Der Aktienkurs ist seit Börsengang um 88 Prozent gefallen, 2023 stieg zwar der Umsatz um sechs Prozent auf 224 Millionen Euro, gleichzeitig aber auch der Verlust um ebenfalls sechs Prozent auf 48 Millionen Euro. Um gegenzusteuern wurden einzelne Geschäfte geschlossen, Marketing-Ausgaben gekürzt und das Effizienzprogramm „Lean 4 Leverage“ ins Leben gerufen. Tobias Krauss, der als Aufsichtsratsmitglied den Hamburg Investor Albert Büll vertritt, zeigt sich optimistisch, den Angriff der Aktivisten abwehren zu können – und will stattdessen weitere Aktien kaufen. Aus seiner Sicht seien sinnvolle Veränderungen längst angestoßen. „Wir sind bislang mit der operativen Performance nicht zufrieden. Manches ging auch zu langsam. Aber wir haben zusammen mit dem Vorstand einen Plan, das zu ändern – und wir sind sehr zuversichtlich“, sagt Krauss. Zudem sei geplant, den früheren Hugo-Boss-Chef Claus-Dietrich Lahrs und den ehemaligen Adidas-Vorstand Gil Steyaert in den Aufsichtsrat zu berufen – und eben nicht Benner und Magsamen.

Auch wenn die Aktivisten also am 7. Juni mit ihren Forderungen abschmettern sollten, dürften sie zumindest einen ersten Pflock gesetzt haben – und sicherlich auch weiter für Unruhe in Berlin sorgen.