Charmant

Minamoto: Mit Hand und Herz

2021 stellte Brillenhersteller Charmant die Eigenmarke Minamoto in Paris auf der Silmo vor. Authentizität und Originalität des Produkt- und Designkonzeptes
sind von Jahrhunderte alten Handwerkstraditionen inspiriert. Verbunden mit modernen Herstellungstechnologien und effizienten Produktionsprozessen wird die Kollektion weiterentwickelt: Mit Respekt für die eigenen Unternehmenswurzeln – und viel Potential für die Zukunft.
Zwei Models mit Minamoto-Brillen

Die reine Form: Die Ästhetik der Minamoto-Fassungen ist ein symbiotischer Dreiklang aus Einfachheit, Eleganz und Funktionalität – ganz im Sinne der Zen-Philosophie.

© Charmant

Erstveröffentlichung in der DOZ 06I24

Wo es keine Vergangenheit gibt, da gibt es auch keine Zukunft, ist eine Erkenntnis, die der japanischen Brillenhersteller mit der Einführung der Eigenmarke Minamoto beherzigt hat. Nicht von ungefähr bedeutet der Begriff Minamoto auf Japanisch „Ursprung“. Schon mit dem ersten Launch wurden die Philosophie der Marke und ihre Design-DNA erkennbar. Minamoto-Fassungen seien zeitlos essenziell und durch und durch japanisch, erklärt Hajime Hori, Produktentwickler in der Firmenzentrale im japanischen Sabae. Die Entwicklung der Kollektion war für Hori von Beginn an ein Herzensprojekt, wie er gesteht: „Die Brillen zeichnen sich durch detaillierte Muster und feine Farben aus. Mit dekorativen Elementen wird sparsam umgegangen. Und wenn, sind es sehr feine Dekore, die nur auf der Oberfläche auftauchen.“ In der Vergangenheit wurden diese Dekore und erlesenen Details von erfahrenen Handwerkern ausgeführt, heute geschieht dies maschinell. Als eine Hommage an traditionelles Know-how seien sie aber wichtig, erklärt Hori.

Japanische Handwerkskunst in Verbindung mit moderner Technologie in der Herstellung von Titanfassungen, Jahrhunderte alte Traditionen und Werte und, erklärtermaßen, der Bezug zur Zen-Philosophie bilden den Kern vom Produktkonzept sowie der Designsprache. Hajime Hori: „In den frühen 1900er Jahren wurden Fassungen noch komplett von Hand gefertigt. Es durfte kein Material verschwendet werden, was zu einem großen Erfindungsreichtum in der Herstellung führte. Hier kommt der Zen-Gedanke zum Tragen.“ Das firmeneigene Archiv, die private Brillensammlung des Firmengründers Kaoru Horikawa, dient dem Designteam immer wieder als Inspirationsquelle. Auch die aktuellen Fassungen, Formen und Muster lassen eine gewisse Retro-Ästhetik erkennen. „Wir haben größten Respekt vor den historischen Brillendesigns, aber natürlich reproduzieren wir diese nicht eins zu eins. Wir analysieren die heutigen Brillenträgerinnen und Brillenträger aus unterschiedlichen Blickwinkeln, berücksichtigen unterschiedliche Physiognomien der Gesichter, Mode und Trends, sich wandelnde Lebensstile. Dies alles sind Elemente, die in das Design, die Materialauswahl und die Entwicklung technischer Features einbezogen werden.“ Als Beispiel nennt Hori eine Schließblock-Konstruktion ohne sichtbare Trennung, „es kann aber auch die optimierte, hohe Flexibilität der Bügel sein. Wir sind überzeugt, dass derartige kleine Verbesserungen ein zeitloses universelles Design schaffen“.

Modelshots

Links: Die ersten zwei Kollektionen umfassten ausschließlich Modelle aus hochwertigem japanischem Titan. Neuheiten sind jetzt Styles aus Titan- Bio- Acetat-Kombinationen. Zu den Highlights gehört das Modell Byoujou.

Rechts: Der Fokus der Marke Minamoto liegt auf Unisex-Fassungen: zwanzig Styles für Sie und Ihn, ergänzt von acht stilvollen Herren- und sechs Damenmodellen, die das Produktportfolio abrunden.

© Charmant

Nachhaltige Produktion und Kunsthandwerk

Der Blick zurück auf die Wurzeln und Werte des Unternehmens ist gleichzeitig immer auch ein Blick nach vorn. So ist eine nachhaltige Produktion und die Verwendung fortschrittlicher Materialien bei Charmant ein wichtiges Thema. Laut Hajime Hori wird in der aktuellen Kollektion erstmals Bio-Acetat eingesetzt. „In der Farbwahl und in den Mustern ist dieses Acetat eher klassisch, die verschiedenen Brauntöne, Grau, Schwarz oder Beige sind harmonisch abgestimmt auf die Farben des Titan.“ Ausgesprochen stolz sei man auf die Modelle, die von dem besonderen Muster „Sumi-Nagashi“ inspiriert sind, erklärt Hori weiter. „Sumi“ bedeutet auf Japanisch „schwarze Tinte“, „Sumi-e“ übersetzt „Malerei mit Tusche“. Kunstvoll zieren zarte Maserungen und Muster aus schwarzer Tinte, aufgelöst in allen möglichen Graustufen, die faltbaren handgefertigten Etuis aus Washi-Papier, in denen jede Minamoto-Fassung überreicht wird. Hergestellt werden die Etuis von einem japanischen Familienunternehmen, das sich der Washi-Papier-Herstellung verschrieben hat, erklärt er. So wie jede Brille ein Original sei, so sei auch jedes Etui ein Original aus dem handgeschöpften traditionellen japanischen Büttenpapier. „Eine wunderbare Verbindung“, sieht es Hori.

Weibliches Model mit Fassung

Wo die Wurzeln liegen: Japanische Handwerkskunst und Traditionen gehören zur Geschichte der Marke Minamoto. Diese Markengeschichte möchte Charmant dem augenoptischen Fachhandel vermitteln und stellt dafür vielseitige Werbematerialien zur Verfügung, welche den japanischen Ursprung authentisch abbilden.

© Charmant

Ob klassisches Kunsthandwerk oder die Kunst der Brillenfertigung: Hochqualifizierte Handwerker halten die Traditionen und Techniken aufrecht. Hori: „Unsere Region ist bekannt für ihre Lack- und die Schmiedekunst, sowie die Herstellung von Töpferwaren und eben dem Washi-Papier. Traditionelle Handwerkskünste sind in Japan überall zu finden, aber in der Präfektur Fukui, die zur Region Chūbu gehört, gibt es eine unglaubliche Konzentration.“ Japanische Handwerkskunst im Zusammenspiel von Mensch und Maschine spiele auch beim Herstellungsprozess der feinen und filigranen Fassungen im firmeneigenen Werk in Sabae eine wichtige Rolle. Hori: „Viele Brillenkomponenten werden durch die Verarbeitung von Metall oder Kunststoff hergestellt, durch Pressen, Schneiden, Biegen, durch Lötverbindungen und besondere Oberflächenbehandlungen. Um die Form des Materials zu verändern, ist die Hilfe von Maschinen und entsprechenden Werkzeugen in der Hand von Spezialisten unerlässlich. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben das Know-how und die Kunstfertigkeit für die Handhabung der Maschinen und Werkzeuge. Sie kennen die Eigenschaften des Materials und seiner Verarbeitung und können auf ihre oft jahrelange Erfahrung vertrauen.“

„Japan als Ursprungsort unserer Brillen ist ein Garant für Qualität und Präzision – Grundwerte unseres Unternehmens, die von diesem Ursprung herrühren.“

Hajime Hori

Klassische Farben und Antik-Kontraste

Bisher erschienen sind drei Kollektionen und insgesamt 34 Modelle. Die Fassungen der ersten beiden Kollektionen waren rein aus Titan, vornehmlich in einem minimalistischen Design mit Retro-Einflüssen. Hori: „In der zweiten Kollektion gibt es auch einige recht auffällige Modelle, in starken Rottönen, die von der japanischen Lackkunst ,Urushi’ inspiriert sind.“ Bei den Fassungen der dritten Kollektion in der Kombinationen Titan und Bio-Acetat sind sowohl die Formensprache – der Anteil runder und ovaler, weicher Formen gibt den Ton an – als auch die Farbpalette eher klassisch gehalten: stilvolle Goldtöne, Roségold, Silber, Grau und Schwarz überwiegen. Jüngste Produktentwicklung sei das Antik-Finishing: „Um authentische Antik-Kontraste zu erzeugen, bedurfte es bisher Nickel, was aus naheliegenden Gründen für die Minamoto-Kollektion nicht in Frage kam.” Nach diversen Experimenten sei es gelungen, diese Antik-Kontraste ohne Einsatz von Nickel zu erzeugen, „das Ergebnis kann sich sehen lassen“, sagt Hajime Hori. „Mit dem Launch der drei Kollektionen glaube ich, dass wir den Kern des Produktportfolios, den ich mir ursprünglich vorgestellt hatte, in etwa getroffen haben.“ Hori sieht aber bereits neue Herausforderungen am Horizont: „In Zukunft soll das Universum von Marke und Kollektion erweitert und gleichzeitig der Kern bewahrt werden. Zum Beispiel möchten wir funktionelle Teile wie die Sattel-Brücke und den Kabelbügel mit Minamoto in die Gegenwart führen.“