Wir waren vor Ort

OPT-X: Zwischen Networking & Wissen

Vom 22. bis 23. September öffnete das Trafo Hotel seine Türen wieder für die OPT-X.24. Die schweizerischen Berufsverbände SBAO und OptikSchweiz begrüßten knapp 300 Besucherinnen und Besucher auf dem Fachkongress. Wie im vergangenen Jahr wurden über beide Tage in drei Foren zu den Themen Optometrie, Augenoptik und Zukunft referiert.
Josefine Dolata referiert über blaues und rotes Licht

Josefine Dolata referiert über die verschiedenen Anwendungsbereiche und Einflüsse des roten und blauen Lichtes. Dabei ging sie auch auf die Anwendungsmöglichkeiten im Myopie-Management ein. 

© DOZ/ Lisa Meinl

Auf der OPT-X.24 im Trafo Hotel Baden wurden am 22. und 23. September insgesamt 27 Vorträge zu den Themen Optometrie, Augenoptik und Zukunft gehalten. Neu war in diesem Jahr der QR-Code auf dem Namensschild. Mit diesem konnten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Programm einsehen, an ausgewählten Vorträgen interaktiv teilnehmen, ihre Einschätzung zu Auffälligkeiten am Auge abgeben und an einem Quiz teilnehmen. Dr. Benoit Tousignant eröffnete das Optometrie-Forum mit einem Vortrag zum Thema "Praktizieren, wo nicht jeder hingeht". Hier berichtete er von seiner Arbeit in Kanada mit Obdachlosen, älteren Menschen in Alten- und Pflegeheimen und Ureinwohnern sowie von seiner Zusammenarbeit mit Jugendzentren und Gefängnissen. Besonders auffällig war, dass Obdachlose viermal häufiger eine Sehbehinderung aufwiesen, sind als andere Menschen. In starkem Kontrast dazu stand der anschließende Vortrag über die Entwicklung der Optometrie in Europa. Ziel sei es, eine möglichst gleichmäßige Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten. Ein etwas vertrauteres Thema war der Vortrag von Markus Ritzmann über die Diagnostik mit dem Anterior Segment OCT. Dieser Vortrag wurde interaktiv gestaltet. Die Teilnehmenden konnten über den QR-Code auf ihrem Namensschild ihre Meinung zu den OCT-Aufnahmen abgeben.

 

Vortrag über OCT

Im Vortrag von Markus Ritzmann hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit die dargebotenen Befunde selbst einzuschätzen und über das Handy eine der Antwortmöglichkeiten auszuwählen.

© DOZ/ Lisa Meinl

In ihrem Vortrag "Hilfe! Mein Kunde ist sehbehindert" erläuterte Karin Schwarz, dass es nicht nur um die Sehschärfe geht, sondern dass bei diesen Menschen auch die Augenbewegungen, die Anpassung an Lichtverhältnisse und das räumliche, Farb- und Kontrastsehen eingeschränkt sind. Des Weiteren betonte sie die Wichtigkeit der Bedarfsanalyse, da die Wahrnehmung sehbehinderter Menschen unterschiedlich sei. Jana Meier referierte über die interdisziplinäre Orthoptik und die Wichtigkeit der Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen, um den Kundinnen und Kunden bestmöglich und nachhaltig helfen zu können. Ein ganz anderes Thema war der Vortrag von Josefine Dolata über blaues und rotes Licht. Sie erläuterte die Notwendigkeit der beiden Lichter für den Tag-Nacht-Rhythmus und den Hormonhaushalt. Vor allem bei Patienten mit starkem Grauen Star oder bei Bewohnern von Altenheimen kann es zu Problemen kommen, da diese Personengruppen morgens zu wenig blaues Licht abbekommen, was zu Störungen des Herz-Kreislauf-Systems, des Magen-Darm-Traktes und der Verdauung führen kann. 

Nach der Mittagspause hatten Studierende der FHNW die Gelegenheit, ihre Studienarbeiten vorzustellen, die sich unter anderem mit dem Einfluss von hochasphärischen Linsen auf die Aderhautdicke und die axiale Augenlänge, mit Vergleichsmethoden der subjektiven Refraktion im Zeitalter des digitalen Wandels und mit dem Unterschied der horizontalen Fernfehlsichtigkeit MKH versus Mallett befassten. Ein sehr bekannter Referent war Volkhard Schroth, der über Screening bei Schulkindern sprach und erklärte, dass jedes dritte Kind binokulare Probleme habe. Derzeit gebe es kein etabliertes Screening, so dass viele dieser Kinder durch das Raster fielen. Ziel müsse es sein, ein Screening zu etablieren, um diesen Kindern mit Sehproblemen helfen zu können.

Zum Abschluss des ersten Tages sprach Evelyne Peter über den Umgang mit Reklamationen. Wichtigster Ansatzpunkt sei hier der Faktor Ernsthaftigkeit. Fühlt sich der Kunde nicht ernst genommen, geht er woanders hin, kann das Problem aber zu seiner Zufriedenheit gelöst werden, kann er ein sehr treuer Kunde werden.

Vortrag über Kommunikation bei Reklamation

Evelyne Peter erklärt mit dieser Folie, wie man den teilweise emotional aufgeladenen Kunden abfedert und ihn auf die Sachebene holen kann. Gleichzeitig verschafft man sich selbst etwas Zeit, um über mögliche Lösungen nachzudenken.

© DOZ/ Lisa Meinl

Montag, der Tag der Zukunft

Der zweite Tag stand ganz im Zeichen der Zukunft. So sprach Marcel Artho in seinem Vortrag "I can't get no satisfaction! - Was Chefs verstehen sollten, wenn sie junge Fachkräfte suchen" über die unterschiedlichen Wahrnehmungen der Generationen. So seien Young Professionals sinnsuchend, wenig bis gar nicht selbstkritisch und hätten in den ersten zehn Lebensjahren keine Krise erlebt. Umso wichtiger sei es für Unternehmen, klare Strukturen und Werte zu definieren. Aussagen wie "Das haben wir schon immer so gemacht" funktionierten bei der Gen Z nicht, man müsse offen sein, eingefahrene Prozesse zu hinterfragen. Gleichzeitig habe die Gen Z ihre Stärke in der Technologie, da sie damit aufgewachsen sei. Umso wichtiger sei es heute, die Arbeit für die Kundinnen und Kunden zu einem Erlebnis zu machen und sie einzubeziehen. Das Spannungsfeld zwischen den Generationen sei ein Klassiker, deshalb brauche es Arbeitsmodelle, die diese verbinden. Ein Thema, bei dem beide Seiten aufeinander zugehen und sich austauschen müssen.

Ein ganz anderes Thema behandelte Prof. Dr. med. Veit Sturm in seinem Vortrag "Myopieprävalenz bei Schweizer Rekruten". Neben den Auswertungen der Soldatenstudie (weibliche Soldaten waren insgesamt zu wenig, weshalb nur männliche Probanden für die Studie herangezogen wurden) ging er auch auf das Heavy-Eye-Syndrom ein, bei dem sich die Muskulatur im Unterlid zusammenzieht, eine Folgekomplikation der hohen Myopie. Operativ kann das Heavy-Eye-Syndrom durch einen Verschluss der Muskelmanschette mittels Yokohama-Manöver behoben werden. Die weiteren Vorträge beleuchteten den aktuellen Stand der Brillengläser, wie es mit Smart Glasses und der Glasproduktion weitergehen könnte, aber auch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Perimetrie. Mit einer Virtual-Reality-Brille (VR-Brille) sollen künftig Gesichtsfeldmessungen von den klassischen zentralen 30 Grad bis etwa 120 Grad möglich sein. Durch den Einsatz von KI könnte die Testdauer um mindestens die Hälfte verkürzt werden und so Zeit und Ausdauer der Patientinnen und Patienten gespart werden. Marcel Artho beendete den Zukunftstag mit seinem Vortrag über Nachhaltigkeit.