Wie Tradis die Corona-Krise meistern
Abstand halten und möglichst zuhause bleiben: Das gilt seit Wochen für die Menschen hierzulande. Die Regelungen beinhalten Kontaktverbote bis hin zu Ausgangsbeschränkungen; allerdings sind sie nicht in allen Bundesländern gleich. Augenoptiker bekommen das unmittelbar zu sprüren. Die DOZ hakte bei Sehexperten in unterschiedlichen Regionen nach.
In Regensburg gilt seit dem 21. März eine vorläufige Ausgangsbeschränkung. Die Stadt schränkt seitdem den Publikumsverkehr ein. Auf der Website heißt es: "Die Handlungsfähigkeit und Erreichbarkeit der Stadtverwaltung sind jedoch gewährleistet." In Regensburg gibt es dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit zufolge gegenwärtig 183 bestätigte Corona-Fälle.
Die Inhaberin von Augenoptik Raab, Annemarie Raab, berichtet von Straßen, die tagsüber in Regensburg "ganz leer sind". Alle fünf Minuten gehe ein Mensch am Geschäft vorbei, mehr nicht. Die Augenoptikkunden rufen stattdessen lieber an, um einen Termin zu vereinbaren, oder melden sich per E-Mail. Der Umsatz des Geschäfts betrage gegenwärtig maximal ein Fünftel des normalen Umsatzes; ungefähr zwei Kunden pro Tag habe sie im Laden stehen. Dank Mund- und Sehschutz könne man inzwischen vereinzelt auch wieder refraktionieren oder eine Brille verkaufen. Bei Kontaktlinsenanpassungen sei sie aber nach wie vor zurückhaltend.
"In Heinsberg steht das Leben still"
Im Kreis Heinsberg geht man - Stand 1. April - bisher von 1.373 bestätigten Covid-19-Fällen aus. Die nordrhein-westfählische Gemeide war eine der ersten, in der Corona-Infektionen mit schweren Verläufen bekannt wurden. Thomas Schober, Inhaber von Schober Optik, beschreibt: "In Heinsberg steht das Leben still. Es herrscht ein "weitreichendes Kontaktverbot". Mit dem Beginn der Corona-Pandemie ist der ganze Umsatz des Geschäfts weggebrochen." Man habe Soforthilfe und Kurzarbeitergeld beantragt. Er zähle zu den wenigen in Heinsberg, die regulär offen haben.
Die Augenoptiker- und Hörgeräteakustikmeisterin Doris Bongartz von Augenoptik & Hörakustik Bongartz GmbH, berichtet: "Wir machen keinen Verkauf, sondern bieten unseren Kunden einen Notdienst für die Augenoptik und auch für die Hörakustik an." Das impliziere bei jedem Kundenkontakt den Sicherheitsabstand von zwei Metern, keine Refraktion, Anpassung von Brillen, Hörgeräten und Kontaktlinsen. Weitere Hygieneregeln, wie die Desinfektion, würden sie konsequent befolgen. Die Kommunikation mit den Stammkunden erfolge über die Website und über Facebook. Und eine Liste mit Brillen-Kunden, die eine neue Fassung kaufen möchten, führe man für die Zeit nach Corona. Gegenwärtig geben es Lieferengpässe bei Fassungen, Gläsern und Kontaktlinsen.
"Wir haben furchtbar viel zu tun"
Anders die Situation bei Optik am Rotenbühl in Saarbrücken. Ralf Schaz, Betriebsleiter und Dipl.Ing. (FH) Augenoptik staunt am Telefon: "Wir haben keine Krise, wir haben furchtbar viel zu tun. Kontakt mit unseren Kunden haben wir tagsüber in unserem Geschäft mit Mundschutz oder alternativ ohne Kontakt per Mail. Das funktioniert wunderbar."
Ebenfalls in Saarbrücken berichtet Peter Staub von Optik Augenblick etwas ganz anderes: "Wir warten auf Kunden und kaum einer kommt. Man wartet, dass die Zeit vergeht." Das Geschäft sei kürzer als sonst geöffnet, Kontaktlinsen gebe es nur auf Nachbestellung, Kontaktlinsenanpassungen und Refraktionen würden sie erst einmal nicht durchführen.
Die beiden Augenoptiker Optik Frech und Friedrich Schmidt in Mitterteich haben ihre Öffnungszeiten stark reduziert und waren telefonisch nicht zu erreichen. In Mitterteich Stadt in der Oberpfalz hatte das Landratsamt eine Ausgangssperre verhängt und diese erst kürzlich für das Stadtgebiet bis einschließlich 9. April verlängert. Der Ort hatte sich zwischenzeitlich zu einem Covid-19-Brennpunkt entwickelt.
Linsennachschub unproblematisch
Bei Augenoptik Brückner in Dresden kalkuliert Inhaber Steffen Brückner gegenwärtig mit bis zu vier Kunden pro Tag. "Wir öffnen von neun bis zwölf Uhr und nach Vereinbarung." Spontane Termine seien zusätzlich immer möglich, denn Augenoptiker dürften besucht werden und "was ein Notfall ist oder nicht", liegt immer noch im Ermessen des Chefs. Alternativ halte man den Kontakt zu den Kunden per Telefon, Facebook und Messenger. Einzig Kontaktlinsenanpassungen würden sie gegenwärtig nicht machen, Linsennachschub sei indes unproblematisch.
Die Gemeinde Malsch im Landkreis Karlsruhe hat erst kürzlich eine Ausgangsbeschränkung verhängt, nachdem dort elf Corona-Infizierte gemeldet worden waren. Augenoptikermeisterin Anja Reisorff von Optik Reisdorff in Malsch, arbeitet "ganz normal zusammen mit einer Kollegin". Reissdorf übernimmt den Nachmittag, die Kollegin den Vormittag. Die Kunden kämen nach terminlicher Absprache, so die Sehexpertin. Pro Tag kämen etwa vier bis zehn Menschen zu ihnen ins Geschäft. Sie selbst würden nur mit Mundschutz und Handschuhen arbeiten sowie keine Kontaktlinsensanpassungen durchführen.
Auch in zwei oberfränkischen Kommunen im Landkreis Wunsiedel dürfen die Menschen nur noch mit triftigen Gründen das Haus verlassen. Bei Augenoptik Sölch direkt in Wunsiedel ist die Lage den Umständen entsprechend "normal". Die Straße seien leer, einzelne Kunden würden aber noch ins Geschäft kommen.