80 Prozent weniger Augenverletzungen
Dass es wieder ein Verkaufsverbot für Feuerwerk gibt, mag schade sein, biete allerdings auch einen protektiven Aspekt, insbesondere für Minderjährige.
Die DOG erfasst seit 2016/17 mithilfe von Umfragen an Augenkliniken, die um und in der Silvesternacht Notdienst leisten, die Anzahl und Schwere von Augenverletzungen. Dr. med. Ameli Gabel-Pfisterer von der Klinik für Augenheilkunde am Klinikum Ernst von Bergmann in Potsdam berichtet, dass in diesem Zeitraum 500 Augenverletzungen in Zusammenhang mit Silvesterfeuerwerk erfasst wurden. 25 Prozent der Verletzungen waren so schwer, dass die Betroffenen stationär aufgenommen werden mussten. „Unbeteiligte, Kinder und Jugendliche traf es stets besonders häufig“, ergänzt Gabel-Pfisterer. Mehr als die Hälfte der Betroffenen zündete den Feuerwerkskörper nicht selbst. Der Anteil der Minderjährigen unter den Verletzten betrug bis zu 40 Prozent. Zum Vergleich: Der Anteil der Minderjährigen in der Gesamtbevölkerung beziffert sich lediglich auf 17 Prozent. Gabel-Pfisterer berichtet, dass bei 40 Prozent der Verletzten die Sehkraft sehr wahrscheinlich nicht mehr hergestellt werden könne.
DOG will Petition starten
Nachdem die Politik im vergangenen Winter das Verkaufsverbot für Feuerwerkskörper aussprach, auch um die Kliniken während der Pandemie zu entlasten, nahmen 75 Augenkliniken an der Umfrage der DOG teil. So viele wie in keinem Jahr zuvor. Das Ergebnis zeigt, wie dramatisch die Augenverletzungen mit dem Gebrauch von Feuerwerkskörpern zusammenhängen: Die Zahl von üblicherweise 500 Verletzten sank auf 79. Der Effekt entspricht internationalen Studien, wonach in Ländern oder Regionen mit Verbot von privatem Feuerwerk die Inzidenz von Augenverletzungen durch Pyrotechnik um 87 Prozent sinkt. Die Arbeitsgruppe „Feuerwerksverletzung“ der DOG will vor diesem Hintergrund eine Petition für sicheres Silvesterfeuerwerk starten.
Das Ziel ist, private Feuerwerke durch gemeinschaftliche, professionell durchgeführte zu ersetzen. „Ein solches Feuerwerk, das sich privat, über Bürgerspenden oder durch Gemeinden finanziert, kann vielfältig und prächtig sein und zum Erlebnis im Dorf, in der Stadt oder Metropole werden“, sagt Professor Dr. med. Hansjürgen Agostini von der Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Freiburg. Ein weiterer Vorschlag lautet, dass neben des professionellen Feuerwerks angeleitete kommunale Spezialisten zum Beispiel aus der Feuerwehr für Qualität und Sicherheit sorgen. „Da Augenverletzungen je nach Studie zehn bis fünfzehn Prozent aller Verletzungen durch Pyrotechnik ausmachen, kann man abschätzen, wie hoch das protektive Potential sicherer Feuerwerke insgesamt ist“, betonen die beiden DOG-Experten.