Frühdiagnostik und Therapieoptionen

Augentumore bei Kindern und Erwachsenen

In Deutschland erkranken rund 700 Menschen jährlich an einem Aderhautmelanom und etwa 60 Babys und Kleinkinder an einem Retinoblastom. Die DOG möchte für diese seltenen und im Zweifel auch tödlichen Krebsarten sensibilisieren und hofft, in Zukunft neben der Fundusuntersuchung auch durch Blutanalysen die Tumore frühzeitig zu entdecken und behandeln zu können.
Ältere Dame beim Amsler-Test
© RFBSIP

In den letzten Jahren konnten in der Behandlung des Aderhautmelanoms und Retinoblastoms aufgrund der besseren Frühdiagnostik und den vorhandenen Therapieoptionen geschaffen werden. Augentumore sind selten, trotz allem erkranken in Deutschland jährlich rund 700 Menschen am Aderhautmelanom. „Zu erkennen ist der Tumor durch eine bräunliche Pigmentierung der Aderhaut und tritt meist zwischen dem 60. und 80. Lebensjahr auf“, erklärt Professor Dr. Nikolaos Bechrakis, Präsident der DOG und Direktor der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Essen. Bei Kindern bilden sich dagegen maligne Tumore oder auch Retinoblastome aus den Netzhaut-Zellen. Mit etwa 60 Neuerkrankungen pro Jahr ist diese bösartige Tumorart die häufigste im Augeninneren bei Kindern. Weltweit sind laut DOG jährlich 8000 Babys und Kleinkinder betroffen. Besonders kritisch sei laut DOG der Zeitraum bis der Tumor entdeckt würde. Da keine Schmerzen entstehen und man bei Sehproblemen oft nur an altersentsprechende Veränderungen denke, sollte auch bei solchen Veränderungen der Fundus betrachtet werden. Hilfreich könne hierbei schon eine Fundusaufnahme oder ein Amsler-Test von Augenoptikerinnen und Augenoptikern sein, die Auffälligkeiten anzeigen können. 

Gute Heilungschancen bei Früherkennung

Das Aderhautmelanom metastasiert und gelangt über die Aderhaut in die Blutbahn und kann so andere Organe, bevorzugt die Leber, befallen. Durch die Weitwinkelfotoapparate kann das Aderhautmelanom schnell und einfach diagnostiziert werden. Zusätzlich geht Bechrakis davon aus, dass zukünftig Blutuntersuchungen zur Frühdiagnostik eingesetzt werden können, um Tumor-DNA im Blut aufzudecken. Auch wenn dieser Tumor tödlich sein kann, ist bei einer frühen Diagnose die Therapie sehr aussichtsreich. Bei der Protonetherapie werden Strahlen gebündelt ins Augen projiziert und kann so in 95 Prozent der Fälle den Tumor inaktivieren. Zusätzlich könne bei 80 Prozent der Patienten die Sehkraft erhalten werden. Aktuell sei noch die größte Herausforderung metastasierte Aderhautmelanome zu behandeln, doch die Lebenserwartungen konnten bereits auf sechs Monate verlängert werden.

Bei den Retinablastomen, die Babys und Kleinkinder befallen, konnte die Sterblichkeit in Industrieländern auf fünf Prozent durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener Fachgebiete reduziert werden. „In Entwicklungsländern hingegen besteht weiterhin eine Sterberate von 50 Prozent, da dort die notwendigen sozioökonomischen Standards nicht gegeben sind“, kritisiert Bechrakis. Doch auch bei dieser Tumorart sollen die Blutanalysen in Zukunft helfen, die im Blut vorhandene Tumor-DNA zu identifizieren und so das Überleben der Kinder zu sichern.