Über 200 Teilnehmende

63. Fielmann Kolloquium mit Fokus auf AMD

Das 63. Kolloquium der Fielmann Akademie wurde in diesem Jahr erstmal in Kooperation mit der Europäischen Akademie für Optometrie und Optik (EAOO) ausgerichtet. Im Mittelpunkt der internationalen Konferenz stand die altersbedingte Makuladegeneration.
Referenten Fielmann Kolloquium

v.l.n.r.: Frank Wersich, Prof. Dr. Ursula Schmidt-Erfurth und Prof. Dr. Marcel N. Menke haben zum Thema AMD referiert.

© Fielmann Akademie Schloss Plön

Am 13. November präsentierten hochkarätige Referenten aktuelle Forschungsergebnisse zur Pathogenese, Diagnostik und Therapie der altersbedingten Makuladegeneration (AMD). Prof. Dr. Marcel N. Menke, Chief Scientific Advisor der Ocumeda AG aus Riedt bei Erlen in der Schweiz und Chefarzt sowie Klinikleiter der Augenklinik des Kantonsspitals Aarau, stellte die Grundlagen der Pathophysiologie der altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) vor und ging auf die diagnostischen Möglichkeiten ein. Demnach haben Fortschritte in der Bildgebung, allen voran die optische Kohärenztomographie und die Nutzung künstlicher Intelligenz, die Diagnose und Früherkennung der AMD verbessert. Die Fluoreszein-Angiographie gehöre weiterhin zu den etablierten Standarduntersuchungen in der AMD-Diagnostik. Abzugrenzen sei die Fluoreszein-Angiographie von der noch relativ jungen OCT-Angiographie, die auf Daten der optischen Kohärenztomographie (OCT) basiere. Eine weitere bildgebende Methode stelle die Fundus-Autofluoreszenz dar, die sich auf die Darstellung der Lipofuszin-Verteilung in der Netzhaut konzentriert.

KI-gestützte AMD-Diagnose

„Die Erhebung und Analyse von Bilddaten bindet erhebliche ärztliche Ressourcen. Könnte ein Teil der Diagnostik, insbesondere die Datenanalyse, durch den Einsatz künstlicher Intelligenz ersetzt werden?“ Mit dieser zentralen Frage wurde das Mikrofon an Prof. Dr. Ursula Schmidt-Erfurth übergeben, Leiterin der Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie der MedUni Wien. Sie antwortete mit einem entschiedenen „Ja“ und schien für einen kurzen Moment zu signalisieren, dass diese Frage bereits abschließend beantwortet sei. Doch sie fuhr unmittelbar fort: Nicht selten werde die AMD erst spät diagnostiziert und ihrer Ansicht nach ließe sich dies verhindern, wenn die Diagnostik für die Risikogruppe niederschwelliger zugänglich gemacht werde. Hier sehe sie großes Potenzial durch den gezielten Einsatz von KI.

Die Frage ist nicht, ob künstliche Intelligenz die Diagnose unterstützen kann – sie muss es tun.

Prof. Dr. Ursula Schmidt-Erfurth

Insbesondere in der Augenheilkunde, die bereits auf moderne und hochauflösende Bildgebung wie OCT setze, sei dies laut Schmidt-Erfurth entscheidend. So habe die CATT-Studie gezeigt, dass selbst erfahrene Ophthalmologen in nur etwa 72 Prozent der Fälle zu übereinstimmenden Diagnosen kommen. Künstliche Intelligenz hingegen könne diese Aufgabe innerhalb weniger Sekunden schneller und mit höherer Zuverlässigkeit bewältigen. Eine bereits validierte und erfolgreich eingesetzte KI-gestützte Software sei der sogenannte Fluid-Monitor. Diese analysiere OCT-Bilder präzise auf Pixelbasis und identifiziere Flüssigkeitsansammlungen in der Netzhaut.

Low-Vision-Versorgung spielt zentrale Rolle bei AMD-Therapie

Zum Thema Low Vision referierte Frank Wersich, Augenoptikermeister und Optometrist (HWK) sowie Geschäftsführer der Schrodin & Wersich Optik GmbH in Baden-Baden. Für Wersich bedeute Low Vision weit mehr als die bloße Anpassung von Hilfsmitteln. Er sieht sich als Berater, Zuhörer, Motivator und Mutmacher. Ein zentraler Aspekt seiner Arbeit sei es, den Betroffenen und ihren Angehörigen die Diagnose verständlich zu machen. Viele wüssten nicht, worin der Unterschied zwischen einer Sehbeeinträchtigung und Blindheit besteht. Insbesondere Kunden, die ihre Diagnose erst kürzlich erhalten haben, fänden es oft schwer, offen darüber zu sprechen. Hier schafft Wersich Raum und hört aufmerksam zu: Welche Bedürfnisse haben die Kunden? Welche Aktivitäten sind ihnen besonders wichtig? Auf dieser Basis könne er das individuell beste Hilfsmittel auswählen. Zudem betonte Wersich den richtigen Zeitpunkt für eine erfolgreiche Low-Vision-Rehabilitation und machte auf die verschiedenen emotionalen Phasen aufmerksam. Eine Versorgung sei demnach erst sinnvoll, wenn der Patient begonnen habe, seine Erkrankung zu akzeptieren. Bei der Auswahl der Hilfsmittel sie entscheidend, dass Patienten und ihre Angehörigen sowohl die Möglichkeiten als auch die Grenzen der Hilfsmittel verstehen.