Wegen Corona vorzeitig abgebrochen

Auslandssemester in Kanada

Die Studentin Lia Werner entschied sich für ein Auslandssemester an der University of Waterloo in Kanada. Wegen der Corona-Pandemie musste sie es jedoch vorzeitig beenden.
Auslandssemester Kanada Hochschule Aalen Verabschiedung mit Social Distancing

Verabschiedung der Studentin Lia Werner nach den Social Distancing Regeln.

© Phil Jones

Für Lia Werner stand schon nach einem Schüleraustausch in der 10. Klasse fest, dass sie jede Chance nutzen will, um mehr Länder und deren fremde Kulturen kennenzulernen. An der Hochschule Aalen gibt es verschiedene Orte zur Auswahl, wenn es um den Auslandsaufenthalt im sechsten Semester des Augenoptik/Optometrie Studiums geht. Die Studentin wollte ihr Englisch verbessern und entschied sich für Kanada - ein Land, das nicht nur durch die Landschaft beeindruckt, sondern vor allem auch durch die Offenheit und die Hilfsbereitscheit der Einheimischen.

Das Auslandssemester führte die Studentin an der University of Waterloo durch. Dort wohnte sie mit drei Mitbewohnerinnen zusammen und arbeitete parallel im Center for Ocular Research and Education. Gleichzeitig nahm sie an den ersten Vorlesungen teil. Ihre Mitstudenten aus dem dritten und vierten Jahr nahmen sie auf und halfen dabei, neue Kontakte zu knüpfen.

In Kanada wird das Studium in Trimester unterteilt (Januar – April, Mai – August, September – Dezember). Da Werner Anfang Februar nach Waterloo reiste, verpasste sie den Beginn der Vorlesung und setzte mitten in den Themen ein. Für sie war es nicht schwer, den Vorlesungen dennoch zu folgen. Die Vorlesung mit dem „third year“ namens „Professional Ethics and Optometric Communications” kristallisierte sich schnell als ihr Lieblingsfach heraus. Sie besuchte noch die Vorlesungen “Pediatric Optometry and Learning Disabilities”, “Ophthalmic Lasers and Refractive Surgery” sowie “Contact Lenses and Clinical Medicine for Optometric Practice”.  Ebenso durfte sie an den “Grand Rounds” des “fourth year” teilnehmen, bei denen die Studierenden eigene Fälle vorstellen und Vorgehensweisen sowie Behandlung beschreiben. Für die Studentin waren diese besonders interessant. Neben den Vorlesungen war sie im Center for Ocular Research (CORE) tätig. Das CORE verbindet die drei Säulen Bioscience („Biowissenschaft“), Education („Bildung“) und Clinical („Klinische Studien“) miteinander. Hauptsächlich mitgeholfen hat Werner im Clinical Bereich und nahm selbst an einer Kontaktlinsenstudie teil.

Als das Virus die Ozeane überquerte

Als die Corona-Pandemie Anfang/Mitte März auch den Atlantik bzw. den Pazifik überquerte, wurden in Kanada erste Maßnahmen getroffen: Veranstaltungen und Vorlesungen wurden abgesagt.

Werner arbeitete im Homeoffice und die Vorlesungen wurden online abgehalten. Da das Trimester fast vorbei war und die Prüfungen für die Studierenden ab April anstanden, hatte die Studentin nur eine Woche lang Online-Unterricht. Das funktionierte gut, es gab zwei Möglichkeiten: Zum einen wurde eine PowerPoint Präsentation als Videodatei hochgeladen, bei denen die Professorin ein Voice-Over aufgenommen und dabei die Folien erklärte oder über ein Zoom Meeting, bei denen der Professor seine Präsentation „normal“ abhielt.

Bei der Vorlesung der Studierenden des vierten Jahres, der diesjährigen Abschlussklasse, wurden die Case Reports („Grand Rounds“) ebenfalls über das Online-Portal „Learn“ der University of Waterloo in Online-Klassenräumen abgehalten. Dabei konnten die Vortragenden durch Abstimmungen oder Fragen und Antworten im Chat ihre Kommilitonen in die Präsentation einbeziehen.
Nachdem die Vorlesungen vorbei waren und man im CORE mit der Situation zurechtkommen musste, nahm Werner an vielen Online-Seminaren der American Academy of Optometry teil. Diese haben eine weltweite Aktion für Studierende ins Leben gerufen. Dabei stellen verschiedene Vortragende aus dem Gebiet der Ophthalmologie und Optometrie Fälle vor, die sie in der Praxis erlebt und behandelt haben. Vor allem galt das Angebot den Abschlussklassen, die so weitere Beispiele für ihren späteren Arbeitsalltag vorgestellt bekamen.

Optometrie in Deutschland

Da sich die Pandemie-Situation Ende Mai nicht verbessert hatte, reiste die Studentin vorzeitig ab. Sie konnte jedoch das Praktikum beim CORE von Deutschland aus beenden. Dies war ohne Probleme möglich und sie steht noch heute in Kontakt mit ihren kanadischen Kollegen.

„Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich mir mein Auslandssemester definitiv anders vorgestellt habe. Ich bin froh und dankbar, dass ich trotz der Pandemie so lange in Waterloo bleiben durfte. Dazu haben meine Kolleginnen und Kollegen von CORE einen großen Beitrag geleistet. Ich habe sehr viel über die Optometrie in Nordamerika erfahren und hoffe, dass sich der Berufsstand der Optometristen in Deutschland ein wenig mehr etabliert. Man muss die Bevölkerung über uns aufklären, denn wir können eine große Unterstützung in der Erkennung von Krankheiten sein. Wie ein Internist einmal sagte:

Optometristen sind ein Geheimnis, die aber Krankheiten eher erkennen können als ich. Denn wenn etwas in den kleinen Gefäßen im Auge erkennbar ist, dann wird es irgendwann auch in den großen Gefäßen erkennbar sein. Zu diesem Zeitpunkt hätte man es aber schon längst behandeln können.

 

Autorin: Lia Werner