Brillenhelden gewinnen Gründerpreise: „Standard gibt es bei uns nicht“
2019 haben die beiden Augenoptikermeister Natalie und Franz Rosner ihren Betrieb gegründet.
Zwei Preise in vier Wochen: Die beiden Augenoptikermeister Natalie und Franz Rosner hatten in den vergangenen Wochen einiges zu feiern. Ende September wurde Natalie Rosner vom handwerk magazin als Top-Gründerin im Handwerk 2023 ausgezeichnet und Mitte Oktober erhielt das Paar als Landessieger Thüringen den mit 1.000 Euro dotierten KfW-Award "Gründen 2023". In beiden Fällen bekamen die Rosners den Preis für die erfolgreiche Gründung ihres Unternehmens "Brillenhelden GmbH" im thüringischen Leinefelde-Worbis, mit dem sie sich einen Lebenstraum erfüllten.
„Schon während der Meisterschule 2013/2014 hatten wir den Gedanken, ein Unternehmen zu gründen, weil wir so viele gute Ideen im Kopf hatten“, erinnert sich Natalie Rosner. Doch zunächst trauten sich die beiden Augenoptikermeister, die seit 2010 beruflich und privat gemeinsame Wege gehen, die Gründung noch nicht zu. „Erst als 2019 unsere Traumimmobilie, ein 200 Quadratmeter großes barrierefreies Ladengeschäft mitten in der Fußgängerzone von Leinefelde-Worbis, frei wurde, haben wir unsere alten Jobs bei einem Filialisten gekündigt und den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt“, sagt Rosner.
Offene Werkstatt für Kunden
Bei der Gründung war den beiden Augenoptikermeistern vor allem ein klares Konzept wichtig: „Standard gibt es bei uns nicht. Wir nehmen uns Zeit für die Kunden und wollen sie von A bis Z begeistern.“ Gerade in Zeiten, in denen künstliche Intelligenz immer mehr an Bedeutung gewinnt, sei es wichtig, das Handwerk im eigenen Betrieb in den Vordergrund zu stellen, indem die Kundinnen und Kunden in einer offenen Werkstatt auch selbst Hand anlegen oder beispielsweise beim Einschleifen der Gläser zuschauen können, davon ist das Ehepaar überzeugt. Gleichzeitig setzen die beiden aber auch auf moderne Anpasstechnik und Vorsorge mit Netzhaut-Checks und Untersuchungen des vorderen Augenabschnitts. „Und auch bei den Fassungen gibt es bei uns mal etwas Außergewöhnliches. Außerdem bieten wir eine Auswahl an europäischen Brillenmarken und eine Vor-Ort-Produktion im 3D-Druck an.“ Gerade die Corona-Zeit habe gezeigt, dass es sinnvoll sein kann, vor Ort zu produzieren und auf Unabhängigkeit zu setzen.
Coole Idee, Mut und Durchhaltevermögen
Natalie und Franz Rosner freuen sich natürlich sehr über die beiden kürzlich gewonnenen Preise. Die beiden Urkunden hängen nun im Geschäft und das Preisgeld wird für zukünftige Investitionen im Betrieb verwendet, in dem sie mittlerweile zwei weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt haben. „Es ist ein schönes Gefühl, dass unsere Arbeit so honoriert wird.“ Der Preis habe auch gezeigt, dass sich der Weg in die Selbstständigkeit lohne - auch wenn er mit viel Arbeit verbunden sei. Für Rosner war vor allem die Bürokratie eine Herausforderung im Gründungsprozess. „Wir haben eine GmbH gegründet und mussten einen Gesellschaftervertrag aufsetzen. Außerdem haben wir Förderungen wie den Existenzgründerzuschuss beantragt. Gerade das Schreiben der Anträge nimmt viel Zeit in Anspruch und ist manchmal ein großer Stolperstein", so Rosner, die aber auch weiß, dass man als Gründer neben einer "coolen Idee und Leidenschaft vor allem Mut und Durchhaltevermögen braucht". Ihr Tipp für andere Gründerinnen und Gründer: „Man muss manchmal einfach machen“. Netzwerke sind ihrer Erfahrung nach beim Gründen sehr wichtig. „Man braucht Kontakte während der Gründung, so bekommt man Tipps oder erfährt von Förderungen". Sie hat sich ihr Netzwerk selbst aufgebaut. „Mittlerweile unterstützen wir aber auch andere Augenoptikerinnen und Augenoptiker bei der Gründung, wenn sie auf uns zukommen“, so Rosner abschließend.