Laser-Verfahren ermöglicht Herstellung von Mikrolinsen auf Brillengläsern
Symbolbild: Das neue Laserverfahren des Fraunhofer-Instituts für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen kurz IMWS könnte eine günstigere Möglichkeit zur Herstellung sogenannter Myopie-Gläser sein.
Die Integration solcher Mikrolinsen in Brillengläser könnte insbesondere bei der Eindämmung der Myopie (Kurzsichtigkeit) von Bedeutung sein. Durch die gezielte Modifikation der Lichtbrechungseigenschaften der Brillengläser könnten neue Ansätze in der Myopie-Kontrolle ermöglicht werden. Spezielle Brillengläser mit solchen Mikrolinsen können - wie bereits bei einigen Myopie-Management-Produkten der Fall - das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit verlangsamen. Die Linsen erzeugen einen peripheren Brennpunkt, der das Längenwachstum des Augapfels hemmt, eine der Hauptursachen für Myopie-Progression.
Das Fraunhofer IMWS hat mit Laser Swelling ein Verfahren entwickelt, das Mikrolinsen direkt auf Brillengläsern erzeugt. Hierbei wird ein fokussierter Infrarot-Laser eingesetzt, der Kunststoffe gezielt bestrahlt. Durch das Verfahren entsteht ein innerer Druck, der zu einer dauerhaften Wölbung der Oberfläche führt – der Mikrolinse. „Da sich der Laserstrahl sehr präzise auf Oberflächen positionieren lässt, können wir deutlich kleinere Mikrolinsen herstellen als mit dem bisherigen Verfahren“, erläutert Prof. Thomas Höche, Initiator der Technologie und Leiter des Geschäftsfelds Optische Materialien und Technologien am Fraunhofer IMWS auf dem News-Portal der Medizintechnik Fachmesse Compamed. Das Fraunhofer IMWS habe demnach weltweit Schutzrechte für das Verfahren angemeldet und arbeite derzeit an der Markteinführung. Der Fokus liege aktuell auf der Brillenglasindustrie. Man geht allerdings von einem weitaus größeren Potenzial der Laser Swelling-Technik aus.
Mikrolinsen gegen Myopie-Progression
„Unsere Vision ist eine individualisierte Sehhilfe, die sich auf den Bedarf bestimmter Berufsgruppen zuschneiden lässt“, erklärt Thomas Höche in der Meldung. Auf der Homepage des IMWS wird als prominentes Beispiel für die Nutzung der mögliche Einsatz der Mikrolinsen bei der Therapie kurzsichtiger Kinder aufgeführt. Gegen das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit bei Kindern könnten die Mikrolinsen helfen, weil hier mit Hilfe eines überlagernden Brennpunktes in der Peripherie das für die Kurzsichtigkeit ursächliche Längenwachstum des Auges verlangsamt oder teilweise sogar ganz gestoppt werden kann. Mit „Laser swelling" ließen sich entsprechend strukturierte Brillengläser deutlich günstiger herstellen als mit bestehenden Verfahren – und zudem individuell zugeschnitten auf die Patientin oder den Patienten.