Spectaris-Umfrage: Umsatzeinbußen durch Corona nicht mehr aufholbar
Der Industrieverband Spectaris hat im Juni erneut seine Mitglieder nach deren Situation in der Corona-Krise und den wirtschaftlichen Erwartungen für 2020 befragt. Zwar ließen sich die Lockerungen der Schutzmaßnahmen aus den Auftragsbüchern herauslesen, dennoch zeige sich, dass die bisher erlittenen Umsatzeinbußen im Jahresverlauf nicht mehr aufgeholt werden können. Ende April berichtete die DOZ bereits darüber, dass die Unternehmen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung mit einem Verlust von 23 Prozent rechneten.
„Die Abstands- und Hygieneregeln lassen die Kunden langsam zurück in die Augenoptikgeschäfte kommen. Aufgrund der wirtschaftlichen Situation vieler Augenoptiker herrscht indes eine große Unsicherheit. Vor allem Investitionen in moderne Technologie sind derzeit in Anbetracht der Umstände nur für die wenigsten zu leisten“, erklärt Spectaris-Vorsitzender Josef May. Zwar durften die Augenoptiker in den vergangenen Monaten offenbleiben, jedoch fehle die kaufwillige Kundschaft. So schlagen sich diese zum Teil existenzbedrohenden Umsatzzahlen nicht nur in der Nachfrage von augenoptischen Gütern und Handelswaren nieder, sondern auch bei Investitionen in Maschinen und Messinstrumenten. Nach den Umfrageergebnissen erwarten 61 Prozent der Unternehmen einen Umsatzverlust, mehr als jeder dritte Betrieb (35 Prozent) rechne sogar mit einem Verlust von 25 bis 50 Prozent. Nur vier Prozent der Unternehmen glauben, unbeschadet und sogar mit einem leichten Umsatzplus aus der Coronakrise hervorzugehen. Die Hersteller rechnen aus heutiger Sicht am Ende des Jahres mit einem Minus von 15 Prozent.
Zusätzliche Förderprogramme nötig
Im Juni nutzten nach Angaben der Juni-Umfrage rund 78 Prozent der Unternehmen die Kurzarbeit als staatliche Unterstützung, um auf die sinkende Nachfrage zu reagieren, im April waren es sogar 91 Prozent. Gut ein Drittel (35 Prozent) der Hersteller in der augenoptischen Branche hat bislang neben dem Kurzarbeitergeld Steuerstundungen beziehungsweise herabgesetzte Vorauszahlungen in Anspruch nehmen müssen. „Diese Maßnahmen der Bundesregierung haben gewirkt. Die Kurzarbeit hat Schlimmeres verhindert, wenngleich sich trotzdem bei 70 Prozent der Hersteller die Geschäftslage zum Teil erheblich verschlechtert hat“, lautet Mays Warnung angesichts der Ergebnisse.
Auch in der Personalstruktur werden Anpassungen erwartet: So stellten 39 Prozent der Unternehmen der abrupt gesunkenen Nachfrage einen flexiblen Personaleinsatz entgegen. Und 17 Prozent reagieren mit Änderungen der Unternehmensstruktur auf die Krise. „Das verdeutlicht, dass unsere Forderungen drei Monate nach unserer ersten Umfrage in der Coronakrise weiter akut sind", erklärt May weiter. „Eine stärkere wirtschaftliche Koordinierung innerhalb der Europäischen Union und zusätzliche Förderprogramme insbesondere für den deutschen Handel sind weiterhin erforderlich, um die Folgen des Lockdowns abzumildern und die Wirtschaft wieder vollends in Gang zu bringen."