Neueste Entwicklungen

Dritter Österreichischer Myopiekongress

Am Samstag, 8. Juni, veranstaltete die OHI zum dritten Mal den Österreichischen Myopiekongress in der Wiener Urania statt. Über 120 Besucher informierten sich in elf jeweils zwanzigminütigen Vorträgen zu den aktuellen Lösungen für ein effektives Myopie-Management.
OHI Kongress

Über 120 Besucherinnen und Besucher lauschten den Vorträgen auf dem Österreichischen Myopiekongresses.

© OHI

Neben der aktuellen Studienlage zu Brillengläsern und Kontaktlinsen zum Management einer fortschreitenden Myopie, wurden auch die umfassenden Möglichkeiten der Instrumente zur Evaluierung der axialen Augenbaulänge präsentiert. Für die Prognose der Progression werden die KI-Berechnungen immer präziser und bieten für das Fachpersonal eine immense Unterstützung in der Beratung ihrer Kunden und Patienten. Auch wurden gänzlich neue Ansätze – wie der Einsatz von Lichteinwirkung – auf dem Österreichischen Myopiekongress vorgestellt.

„Myopie-Management sollte der Standard bei der Versorgung von kurzsichtigen Kindern sein“, unterstrich Dipl.-Ing. Anna Stock, Myopia Management Consultant bei CooperVision. Sie präsentierte beim Kongress, dass Kinder die Kontaktlinsen tragen eine bessere Selbstwahrnehmung hinsichtlich ihres Aussehens, der sportlichen Leistungsfähigkeit und der Integration im Freundeskreis haben können. Außerdem zeigte sie eine Zusammenfassung der Ergebnisse der klinischen 7-Jahres-Studie der MiSight 1 day Einmalkontaktlinsen, deren Wirksamkeit ein Fallbeispiel verdeutlichte.

Augenoptikermeister Ing. Marcell Djalili, Professional Affairs Manager Myopie für Hoya Österreich, betonte vorweg, „dass Wissen Vertrauen schafft“. Er zeigte auf, dass viele Studien zum Miyosmart Brillenglas verfügbar sind und die langjährigste Beobachtung bereits über sechs Jahre läuft. „Miyosmart war das erste Brillenglas zur Myopiekontrolle am europäischen Markt“, erinnerte Djalili. Bei einer Kombinationstherapie von Miyosmart Brillengläsern mit Atropin wwürde die phototrope Variation zu empfohlen, um möglicherweise entstehende Blendungen zu vermeiden. 

Gudrun Westenberger, Augenoptikermeisterin und Fachtrainerin bei Essilor, zeigte die neuesten Entwicklungen einer seit fünf Jahren laufenden Studie. Die Studie zeigte, dass Essilor Stellest Brillengläser auch über die lange Zeitdauer wirksam bleiben und auch bei späterem Einstieg gute Erfolge erzielen. In einer weiteren Studie konnte bewiesen werden, dass sich kein Rebound Effekt der reduzierten Myopie-Progression beim Umstieg von Essilor Stellest Brillengläsern zurück zu Einstärkengläsern einstellt. „Besonders wichtig ist die korrekte Anpassung der Stellest Brillengläser. Ein möglichst geringer HSA und eine geringe Vorneigung der Brille sind von Vorteil“, empfahl Westenberger.

Die Pupillengröße sollte beachtet werden

SwissLens bietet Kontaktlinsen für ein effektives Myopie-Management bereits seit 14 Jahren an. „Wir berücksichtigen bei der Herstellung unserer Kontaktlinsen die individuelle Pupillengröße des jeweiligen Kindes“, berichtete Dipl.-Ing. Stefanie Karatas von SwissLens. „Dadurch wirkt der hyperope Defokus optimal ohne unnötige Halos“, so Karatas. Das CE zertifizierte Relax Design kann zum Myopie-Management in alle Kontaktlinsen-Variationen integriert werden.

Stefan Meier, Product & Key Account Consultant bei Rodenstock, berichtete über eine fünfjährige Studie, an der 94 europäische Kinder mit progressiver Myopie im Alter von sieben bis 14 Jahren teilnahmen und mit dem Mycon Brillenglas versorgt wurden. Die Wirksamkeit des progressiven Designs in der temporalen und nasalen Peripherie wurde durch diese Wirksamkeitsstudie belegt. „Ungeachtet des Erfolgs von speziellen Kontaktlinsen und Brillengläsern, sollte man die Eltern im Rahmen des Myopie-Managements zu einer Verhaltensänderung ihrer Kinder zugunsten der Outdoorzeit sensibilisieren“, riet Meier. 

Das multifunktionale Gerät Topcon Myah vermisst die Augenbaulänge und kann zudem auch die Hornhauttopographie erfassen und bietet des Weiteren ein Dry-Eye-Managment. Thomas Schmitzer, Sales Director Austria von Mediconsult, zeigte die umfassenden Analysefunktionen des Instruments – insbesondere hinsichtlich der Wachstumskurven und Entwicklungen der Augenbaulänge. Das Gerät umfasst unter anderem auch eine Pupillometrie, was bei der Größenwahl der optischer Zone bei der Anpassung von Kontaktlinsen mit peripherem Defokus hilfreich ist.

„Ein zielführendes Myopie-Management stellt eine Intervention dar, die über eine Verordnung von Kontaktlinsen oder Brillengläsern hinausgeht“, betonte Marcel Zischler, der das System Menicon Bloom vorstellte. „Myopie-Managment umfasst unter anderem ein Coaching der Eltern und Kinder, welches über den Verkauf der Produkte hinaus reicht“, so Zischler. Das System Bloom umfasst eine Online-Berechnungs- und Bestellfunktion, genau definierte Abläufe mittels einer speziellen Software und beinhaltet zudem eine App zur Kommunikation mit den Kontaktlinsen-Trägern.

OHI Vorträge

Insgesamt elf Vorträge gab es auf dem Österreichischen Myopiekongress zu den Fortschritten bei aktuellen Lösungen.

© OHI

Die Auswahl der Fassung spielt eine wichtige Rolle

„Die Achslänge ist die Distanz zwischen der Horhautvorderfläche und dem Interferenzmaximum der Retina, dem Pigmentepithel“, konkretisierte David Kern, Master of Science in Ophthalmic Optics and Psychophysics. Dazu bietet der Myopia Master von Oculus – in Österreich von der Neumed AG vertrieben – eine Reproduzierbarkeit der Messung im Bereich von nur 0,02 mm. Erwähnenswert auch, dass die Messung durch Ortho-K Kontaktlinsen oder vorhergehender, refraktiver Chirurgie in ihrer Genauigkeit kaum beeinflusst wird und eine etwaige Akkommodation vom Gerät erkannt wird.

Optometrist Stefan Kästner, Inhaber von Braun Classics, berichtete über Trends, die sich bei der Auswahl moderner Brillengläser und dazu geeigneter Fassungen abzeichnen, damit die Brillenparameter für das Auge optimiert werden können. „Bei einer höhergradigen Myopie ist es besonders wichtig, eine Fassung mit einem breiten Nasensteg, einem kleinen Glas und einer weiten Backe anzuwenden“, empfahl Kästner. Durch Verminderung von Streulicht am Brillenglasrand kann die Ästhetik deutlich verbessert werden. Dazu stellte Kästner ein innovatives, facettenfärbendes Tool zur Verringerung der Randreflexionen bei Minusgläsern vor.

Die C.A.R.E. Technologie von Zeiss nutzt cylindrische, annulare, refraktive Elemente für einen simultanen peripheren, myopen Defokus. Prof. Judith Ungewiß, tätig bei der Carl Zeiss Vision International GmbH und an der Hochschule Aalen, berichtete zu 12-Monats-Daten mit asiatischen Kindern und zu Sechs-Monats-Daten einer zweijährigen prospektiven, multizentrischen Studie mit kaukasischen Kindern, die mit Brillengläsern der C.A.R.E. Technologie versorgt wurden und die Wirksamkeit in der Verlangsamung der Myopie-Progression bestätigten. „Beim Vergleichen der unterschiedlichen Studien sollte man Augenmerk auch auf die absoluten Zahlen und nicht nur auf die relativen Zahlen richten, da die Relativwerte stark von den Kontrollgruppen abhängig sind“, betonte Ungewiß.

Bilosa bietet viele verschiedene Kontaktlinsen-Typen, die zum Myopie-Management geeignete sind, sowie auch dazu unterstützende Geräte und Pflegemittel an. Bilosa Anpassberater Florian Narnhofer zeigte, dass neben den bekannten Interventionen, auch weitere Ansätze zur Kontrolle der Myopie auf den Markt kommen. So zeigte er eine Vielzahl an Studien, welche die Anwendung von rotem Licht zur Minderung der Myopie-Progression untersuchen. 

Nach den elf Fachvorträgen bot die Terrasse der Wiener Urania einen luftigen Rahmen zum Branchenaustausch und Ausklang an. Die nächste Österreichische Großveranstaltung findet am Samstag, 14. September, im SO/ Vienna mit dem OHI Update 2024 statt.