Bis zu 25 Prozent sparen und Bedürftigen helfen

Apollo bietet jetzt die „Mietbrille“ an

Seit Oktober können Kundinnen und Kunden bei Apollo ihre Brille(n) zu einem monatlichen Festpreis mieten. Die günstigste Vertragsoption für zwei Modelle startet bei neun Euro im Monat. Der Filialist will damit vor allem preissensible und nachhaltig denkende Kunden ansprechen. Die DOZ hat sich das Miet-Konzept „Apollo Plus“ näher angeschaut und geht der Frage nach, welches Potenzial in der Mietbrille steckt.
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© Shutterstock / rzarek; DOZ

Erstveröffentlicht in der DOZ 11I24

„Mit Apollo Plus bringt Apollo ein neues und besonderes Angebot auf den Markt“ – so steht es in der Pressemitteilung des Filialisten vom 24. September (die DOZ berichtete online). Wie neu dieses Konzept in der Augenoptik-Branche wirklich ist, sei zunächst dahingestellt. Schauen wir uns erst einmal die Fakten hinter dem Angebot an: Der Mietvertrag wird für zwei Jahre abgeschlossen und beinhaltet ein Paket mit mindestens zwei Modellen – Korrektion und/oder Sonnenbrillen. Dabei kann der Kunde aus allen verglasbaren Fassungen sowie allen Gläsern ab dem Glaspaket Bronze wählen. Darunter fallen unter anderem auch Arbeitsplatzbrillen und Gleitsicht- sowie selbsttönende Gläser. Ausgenommen sind Kids- und Teens-Gläser und Brillen aus der Ray-Ban-Meta-Reihe. Fassungen ohne Stärkenglas werden ebenfalls nicht vermietet.

Die Kosten setzen sich aus der Anzahl der gemieteten Brillen und der Kombination aus Fassung und Glaspaket zusammen. So startet die günstigste Vertragsoption mit zwei Einstärkenbrillen und dem Glaspaket Bronze bei neun Euro im Monat. Ab dem 13. Monat nach Vertragsbeginn kann der Kunde einmalig eine Brille durch eine gleichwertige oder höherwertige Brille mit Sehstärken-Gläsern ersetzen. In diesem Fall verlängert sich der Vertrag um weitere zwölf Monate.

Ist die Zweijahres-Frist (automatisch) abgelaufen, kann die Kundin die Brillen zurückgeben und gegen neue Modelle austauschen oder für einen Restbetrag von acht Monatsmieten kaufen. Umtausch, Rückgabe und sämtliche Services müssen (aktuell) in der Ursprungsfiliale abgewickelt werden. Die vor und nach Ablauf der Vertragsfrist zurückgegebenen Fassungen werden an die Koblenzer Hilfsorganisation „Brillen Weltweit“ gespendet.

„Bei einer Mietlaufzeit von zwei Jahren lassen die Kundinnen und Kunden regelmäßiger einen Sehtest durchführen“, meint Apollo-Storemanagerin Bettina Klussmann. „Eine gekaufte Brille wird meist mehrere Jahre getragen. Dabei sollte die Sehkraft bestenfalls alle zwei Jahre überprüft werden.“ Entsprechend wolle Apollo „durch dieses Serviceangebot (…) ermutigen, die eigene Augengesundheit noch besser im Blick zu behalten“. Versichert sind die Mietbrillen „gegen eine geringe Beteiligung“, heißt es in der Meldung. Auf DOZ-Nachfrage erklärt Nihat Aydin, Geschäftsführer von Apollo: „Der Kunde ist gegen Verlust, Schäden oder Diebstahl abgesichert und hat einen Ersatz-Anspruch auf eine gleichwertige Brille oder Sonnenbrille gegen eine geringe Zuzahlung von 35 bis maximal 85 Euro, abhängig von Gläsern und Fassung.“ Weitere Fragen, wie beispielsweise zum Umgang mit Reklamationen oder bei Unverträglichkeiten werden von Apollo beantwortet mit „Oberstes Ziel ist es, den Kunden zufriedenzustellen. Sollte er nicht zufrieden sein, passen wir die Brille kostenlos an“. Auch Details zu den Fassungen, die gespendet werden – zum Beispiel ob oder nach welchen Standards diese vor der Übergabe aufbereitet werden – bleiben offen.

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Brillen mieten statt kaufen, hat das Potenzial? Apollo Optik sagt ja.

© rzarek / Apollo

„Wirtschaftsmodell der Zukunft“

Das Angebot einer Mietbrille gibt es zwar tatsächlich in dieser Form auf dem deutschen Brillenmarkt noch nicht, zumindest – angesichts der rund 900 Apollo-Filialen hierzulande – nicht in dieser Größenordnung. Allerdings finden sich darin Parallelen zu anderen Modellen in der Augenoptikbranche. Beispielsweise erhalten Fielmann-Kunden im Rahmen der NulltarifVersicherung nach Vertragsabschluss sowie -ablauf ebenfalls eine neue Brille und auch die Gläser können, wie bei Apollo Plus, ab einer Veränderung von 0,5 Dioptrien kostenfrei ausgetauscht werden. Daneben bieten Konzepte wie das sogenannte Brillenabo oder Dienstleister wie SeeSmart Brillen zu einem monatlichen Festpreis an – anders als bei Apollo Plus handelt es sich dabei aber nicht um ein Miet- sondern um ein Finanzierungsmodell, nach dessen Ablauf die Brille in den Besitz des Kunden übergeht.

Apollos Ansatz fällt unter die sogenannte „Subscription Economy“: Statt ein Produkt zu verkaufen, bieten Unternehmen das Produkt als Abo oder gegen eine Mietgebühr an. Das Konzept ist natürlich nicht neu, allerdings hat es in den vergangenen Jahren stark an Popularität gewonnen, insbesondere durch den Erfolg von Unternehmen wie Netflix, Spotify oder Adobe. Bereits vor vier Jahren etablierte Mediamarkt/Saturn ein Angebot, bei dem Kunden über einen Kooperationspartner namens „Grover“ Haushalts-, Multimedia- und etliche weitere Geräte aus dem Sortiment mieten können. Glaubt man Online-Plattformen wie Stripe oder Studien wie der „Future Strategies and Market Forecasts 2022-2026“, steigt die Nachfrage nach Abo-Modellen stetig und der Trend geht zum Mieten statt Besitzen. In einigen Foren wird zudem vom „Wirtschaftsmodell der Zukunft“ gesprochen. „Mit dem Angebot Apollo Plus gehen wir vor allem auf die sich ändernden Kundenbedürfnisse und -wünsche ein“, betont Aydin.

Mietpreis 25 Prozent günstiger als Kauf

In erster Linie zielt die Subscription Economy auf die (Neu-)Kundenbindung ab. Darüber hinaus muss sich das Abo- bzw. Miet-Modell neben den offensichtlichen Vorteilen für den Anbieter, wie stabile Einkommensströme, natürlich auch betriebswirtschaftlich lohnen. Zu Geschäftszahlen gibt Apollo keine Auskunft, dafür zum prozentualen Unterschied des Verkaufspreises zwischen „normalem“ Kauf und Miete: „Werden beim Miet-Modell während der Vertragslaufzeit keine Services in Anspruch genommen, ist der Mietpreis etwa um 25 Prozent günstiger als beim regulären Kauf“, erläutert der Geschäftsführer. Die Prozentzahl variiere allerdings und sei zum Beispiel davon abhängig, ob beim Kauf einer Brille Rabatte in Form von Aktionen in Anspruch genommen werden.

Für Verbraucher besteht der Vorteil insbesondere darin, dass einmalige Anschaffungskosten durch vergleichsweise günstigere, regelmäßige Zahlungen ersetzt werden. Die Mietbrille könnte also als Kundenbindungsinstrument fungieren, das gerade bei der jüngeren Zielgruppe gut ankommen dürfte. Nicht zuletzt, weil Apollo aktiv mit dem Nachhaltigkeitsaspekt hinsichtlich der Spenden an Brillen Weltweit wirbt. „Das Mietkonzept vereint für uns zahlreiche Aspekte: Nachhaltige Augengesundheit durch regelmäßigere Sehtests, nachhaltige finanzielle Entscheidungen durch kleine monatliche Raten sowie nachhaltiger Umgang mit Ressourcen“, sagt Aydin.

Nihat Aydin

Apollo Plus ist die Reaktion auf die sich verändernden Kundenbedürfnisse, sagt Apollo Geschäftsführer Nihat Aydin.

© Privat

Die Studienlage bestätigt zwar, dass das Thema Nachhaltigkeit für die junge Generation durch Coronaund Klimakrise relevanter geworden ist. Sie belegt aber auch, dass eine große Lücke zwischen Problembewusstsein und dem eigenen (Konsum-)Verhalten klafft. Inwiefern das Mieten einer Brille vor diesem Hintergrund eine erstzunehmende Alternative zum Brillenkauf ist und welchen (lukrativen) Erfolg Apollo mit seinem neuen Angebot erzielen wird, bleibt also abzuwarten. „Wir feiern jetzt schon große Erfolge mit dem Mietkonzept in unserer Filiale in München“, hieß es zumindest in Apollos Pressemitteilung Ende September. Auf DOZ-Nachfrage, wie dieser Erfolg konkret aussehe, gab der Filialist keine Auskunft.