Nach Umfirmierung

Mister Spex will an die Börse – jetzt wirklich

Umfirmierung in eine Societas Europaea, Erweiterung des Vorstands und Umsatzsteigerung trotz Krise: Zeichen für einen bevorstehenden Börsengang, mit dem Mister Spex nun Ernst macht. Bereits im dritten Quartal diesen Jahres sollen Aktien des Unternehmens an der Frankfurter Wertpapierbörse gehandelt werden.
Mister Spex_Store Wien

Mister Spex-Filiale in Wien: Mit frischem Kapital will das Unternehmen die internationale Expansion vorantreiben.

© Mister Spex

Ein halbes Jahr nach der Umfirmierung in eine AG (die DOZ berichtete) hat Mister Spex die Rechtsform ein weiteres Mal geändert. Als Societas Europaea (SE) strebt man nun endgültig an die Börse, nach Unternehmensangaben bereits im dritten Quartal diesen Jahres. Dabei werde eine Notierung der Aktien im regulierten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse geplant. Der Börsengang, teilt Mister Spex mit, werde „voraussichtlich neue Aktien aus einer Kapitalerhöhung und bestehende Aktien von bestimmten Altaktionären umfassen“. Das Unternehmen wolle so „mindestens“ 225 Millionen Euro erlösen. Die Einnahmen sollen in weiteres Wachstum, die internationale Expansion sowie zur „Rückführung eines Überbrückungskredits“ verwendet werden. Online ist Mister Spex mittlerweile in Deutschland, Finnland, Frankreich, im Vereinigten Königreich, den Niederlanden, Norwegen, Österreich, Spanien, Schweden und der Schweiz aktiv. Hinzu kommen 42 eigene Filialen in Deutschland und seit Neuestem auch in Österreich und Schweden. Nach eigenen Angaben zählen zudem „über 400 Partneroptiker“ zum eigenen Netzwerk.

In den vergangenen Jahren firmierten sich einige bekannte deutsche Unternehmen in eine SE um, die bekanntesten dürften beispielsweise der Sportartikelkonzern Puma oder der Onlinehändler Zalando sein. Im Unterschied zur Gesellschaftsform AG unterliegt eine SE im europäischen Wirtschaftsraum nahezu einheitlichen EU-Regelungen, die durch nationales Recht ergänzt werden. So wird beispielsweise eine Verlegung des Unternehmenssitzes innerhalb der EU ebenso erleichtert wie die Gründung einzelner nationaler Niederlassungen.

Hohes Wachstum, (noch) kein Gewinn

Für den angestrebten Börsengang präsentiert Mister Spex darüber hinaus einige weitere, bereits auf das Börsenparkett zielende, Zahlen. Demnach verzeichnete man zwischen 2008 und 2020 ein durchschnittliches jährliches Umsatzwachstum von 65 Prozent. Wie erfolgreich man sei, würden zudem die aktuellen Zahlen zeigen. Demnach habe man sich mit einer Umsatzsteigerung von 18 Prozent auf nunmehr 164 Millionen Euro im Krisenjahr 2020 von der allgemeinen Marktentwicklung abkoppeln können. Mithin sei es gelungen, allein 2020 700.000 Neukunden zu gewinnen. Dieser Trend würde sich auch 2021 fortsetzen. So habe man im ersten Quartal dieses Jahres 44 Millionen Euro umgesetzt, was einem Plus von 27 Prozent entspricht. „Für den mittel- bis langfristigen Ausblick ab 2022“ gehe man deshalb von einer „weiteren Wachstumsbeschleunigung im mittleren 20-Prozentbereich aus“ und plane, den Online-Vertrieb weiter auszubauen und national sowie international mit weiteren Filialen zu expandieren.

Ein Blick in den Bundesanzeiger lässt einen genaueren Blick auf die Kennzahlen des Berliner Unternehmens zu. Neben den Umsatzerlösen in Höhe von insgesamt 164,2 Millionen Euro und einem EBITDA (Ergebnis vor Finanzergebnis, Ertragsteuern und Abschreibungen) von 5,8 Millionen Euro steht in der Konzern-Gesamtergebnisrechnung auch ein Minus von 10,34 Millionen Euro für das Geschäftsjahr 2020 zu Buche.

Umsatztreiber sind für Mister Spex vor allem Korrektionsgläser. Der Umsatz legte von 49,64 Millionen Euro im Jahr 2019 auf nunmehr 66,92 Millionen Euro zu. Mit Sonnenbrillen wurde 38,61 Millionen Euro umgesetzt (2019: 31,1 Millionen Euro). Leicht nach unten ging es hingegen bei den Kontaktlinsen, hier fiel der Umsatz von 55,82 Millionen Euro (2019) auf 55,45 Millionen Euro (2020). Die Marketingkosten betrugen im Jahr 2020 19,45 Millionen Euro und überstiegen damit die Marketingaufwendungen des Jahres 2019 (17,54 Millionen Euro) deutlich.

Mister-Spex_Vorstand

Der vierköpfige Mister Spex-Vorstand (v.l.): Dirk Graber, Maren Kroll, Dr. Mirko Caspar und Dr. Sebastian Dehnen.

© Mister Spex

Vorstand wird erweitert

Einher mit Börsengang und Umfirmierung geht eine Erweiterung des Vorstands. Neben Dirk Graber und Dr. Mirko Caspar wurden Dr. Sebastian Dehnen und Maren Kroll in den Mister-Spex-Vorstand berufen. Als CFO soll Dr. Sebastian Dehnen, der im August 2020 zu Mister Spex stieß, künftig „den Vorstand mit seiner strategischen Finanz- und Legal-Perspektive verstärken“. Dehnen war zuvor unter anderem als CFO bei dem heute als Share Now firmierenden Carsharing-Anbieter Car2Go Group tätig. Maren Kroll wird als CHRO die Bereiche Human Ressources, Corporate Responsibility und Communications verantworten. Kroll wechselte im Januar zum Unternehmen und war zuvor unter anderem für die Onlinehändler Harry`s Inc. oder Zalando tätig.